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Gabalke: Zur spiritistischen Hypothese.
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hervorragenden Platz einnehmen, von hohem Gefühlswerthe
sind, sich zu Handlungen steigern, welche der Metaorganis-
mus, der Astralleib ausführt. Und so wenig im irdischen
Traume die ganze tagwache Persönlichkeit mit ihrem Selbst-
bewusstsein, sondern nur Vorstellungen und Reflexe ihres
Bewusstseins die Traumbühne dramatisch beleben, so wenig
haben wir auch in den dramatisirten, phänomenal gewordenen
Manifestationen aus dem Jenseits auf die Individualität
selbst und ihr transscendentales Selbstbewusstsein zu
schliessen, sondern nur auf ihre traumhaften Erinnerungen
aus dem Erdenleben. Darum erklärt auch der sehr
oft, ja meistens verworrene, sinnlose Charakter unserer Träume
das sinnlose und barocke Auftreten der Phantome, die konfusen
und widerspruchsvollen Aussagen dieser und der
Medien. J a noch weiter! So gut wie unsere Traumpsyche
uns in das Märchenreich versetzt, uns in andere Rollen, als
die wir im Wachen spielen, transfigurirt und uns täuschende,
äfiende Fata morgana vorgaukelt, — so gut die einem Verstorbenen
ähnelnde Gestalt nur das Werk des somnambulen*
Bewusstseins des Mediums ist, welches zur Materialisation
auch über das Bewusstsein und die odischen Ausströmungen
der Oirkelsitzer verfügt, — so gut Schlafende ihre Traumbilder
auf entfernt Wachende oder Träumende übertragen,
— ebensogut kann auch ein seines irdischen Körpers
entkleideter, träumender Geist die derartige Phänomene bewirkende
Ursache sein, ohne dass die materialisirte Gestalt,
sei es mit der träumenden Individualität, sei es mit irgend
einem anderen jenseitigen Wesen identisch ist, ohne dass
irgend eine jenseitige Individualität sich des intellektuellen
Inhalts der Kundgebungen bewusst zu sein braucht. Der
unvergessliche Shakespeare, der so wunderbare Tief blicke
in die transscendentale Sphäre des Menschenwesens gethan
hat, wird von meiner Auffassung und Verwerthung der als
Leitmotiv meinem Vortrage vorgesetzten Hamletworte nicht
allzuweit entfernt gewesen sein. Es ist eine, wie ich glaube,
nicht abzuweisende, überzeugende Analogie, dass, wenn die
Psyche des Mediums mit der Fähigkeit begabt ist, die Gedanken
und Vorstellungsbilder der Beisitzer zu sehen, eine
Gestalt darnach zu formen und mit Bewusstseinsinhalt auszustatten
, in viel höherem Grade noch ein von dem beschränkenden
irdischen Körper befreiter Geist über die Fähigkeit verfügt
, 'Beine und anderer Geister, dem irdischen Vorstellungskreise
entnommenen Traumfiguren auf irdische Träumer, die
Medien, zu übertragen, also die Materialisation aller vorgestellten
, geträumten Personen auszuführen im Stande ist.
Das ist mit Recht der zwingende Grund, weshalb weder
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