Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 176
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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176 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 3. Heft. (März 1900.)

l°ge*)> e*n Herzenskündiger, welcher wusste, was den und die
Menschen im Innersten zusammenhält. Es dürfte wohl nur
eine begnadete Minderzahl sein, deren sinnliche Liebe und
Neigung durch geistige Wahlverwandtschaft geheiligt ist, die
allein Seelen auf ewig zu binden vermag. Denn „ein jedes
Band, das noch so leise die Geister aneinander reiht, wirkt
fort in seiner stillen Weise durch unberechenbare Zeit."
Darum muss ich das Sommerland der Spiritisten für eine
Fata morgana des Diesseits, für ein Zerrbild und eine Pro-
fanation des Jenseits erklären. —

Angesichts der traurigen Thatsache, dass die wissenschaftlich
-materialistische Weltanschauung in breiten Schichten des
Volkes praktisch in eine niedere, materielle Lebensanschauung
und Lebensführung umsetzt, muss es der vornehmste Zweck
unserer Thätigkeit auf okkultem Gebiete sein, die Wissen-

**) Die allerneueste, leider auch schon in den naturalistisch bildlichen
Darstellungen Jesu und seiner «Apostel sich zum teil geradezu widerlich ausprägende
Auffassung der halb geschichtlichen, halb mythischen Persönlichkeit
des Stifters der Christusreligion will bekanntlich nach der namentlich von
Lombroso behaupteten nahen Verwandtschaft zwischen Genie
und Wahnsinn aus ihm einen geiotesgestorten, an Hallucinationen leiden•
den Epileptiker, bezw, schwindsüchtigen Hysteriker machen, als welchen ihn
z. B. der beiühmte franz. Akademiker J, Sonry in seinem schon in 3. Aufl.
erschienenen Buch: „Jesus et la religion d'Israel" (Paris, Eugene Gasquelle)
darstellt. Weit entfernt davon, sich darüber zu wundern, fixen Ideen, Hallucinationen
, Extasen und unwiderstehlichen Antrieben bei den geistig hervorragendsten
Menschen, insbesondere bei den Genies, zu begegnen, erblickt
diese von bedeutenden Physiologen neuerdings unterstützte Richtung im normalen
Zustand des intellektuellen Lebens nur eine mittelmässige Durchschnittsintelligenz
, während eine geniale Veranlagung ohne abnorme Neurose
gar nicht denkbar sein soll Die Visionen eines Epileptikers, sagt Soury 1. c.,
haben der Welt auch den Islam gegeben, die Hallucinationen einer Jeanne
d Are haben Frankreich befreit. — J. Moreau aus Tours, Arzt an der
Irrenanstalt Bicetre, suchte schon in seinem 1859 (bei Masson in Paris) erschienenen
Buch: „La Psychologie morbide dans ses rapports avec la Philosophie
de Fhistoire ou de Pinfluence des nevropathies sur le dynamisme in-
tellectuel" an vielen Beispielen nachzuweisen, dass die geistigen Dispositionen,
welche bewirken, dass ein Mensch sich von andern Menschen durch die
Originalität seiner Gedanken und seiner Begriffe, durch seine Excentricität
und die Energie seiner Affektionen, kurz durch die Transscendenz
seiner intellektuellen Fähigkeiten unterscheide, ihre Quelle
in denselben organischen Bedingungen haben, wie die verschiedenen sittlichen
Störungen (namentlich als psychopathia sexualis), von welchen der Wahnsinn
, bezw. der Blödsinn nur den vollständigsten Ausdruck vorstellen. In
Nr. 221 von „La Paix Universelle'1 unterzieht J. Bonvery diese neueste
Verirrung einer scharfen Kritik, wobei er zu dem Resultat gelangt, dass,
wenn man auf Giund materialistischer Voraussetzungen das Vorhandensein
der Seele und einer übersinnlichen Welt leugnet, es, logisch betrachtet, nur
konsequent erscheine, die Visionen und Reden eines Jesus, eines Sokrates,
einer Jungfrau von Orleans mit den Traumgesichten einer Kranken der
Salpeiriire oder den Muttergotteserscheinungen eines Kindes in Lourdes auf
eine Stufe zu stellen. — Der Schriftleiter.


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