Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 177
(PDF, 212 MB)
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Gubalke: Zur spiritistischen Hypothese. 177

schaft zur Kapitulation, zur Aufgabe ihrer falschen atomisti-
schen Grundanschauung zu zwingen. Das wird aber nie
dem Spiritismus, das kann nur dem Animismus*) gelingen,
weil nur er einen exakt-wissenschaftlichen Betrieb zulässt.
„Bei den animistischen Thatsachen haben wir die Mittel
leicht, um die Ursache mit der Wirkung zu verknüpfen;
die beiden Enden des psychischen Telegraphendrahtes sind
unserer Prüfung zugänglich; das Subjekt und der Operator
sind auffindbar und wir konstatiren, dass ein gewisser Zustand
bei A einer gewissen Wirkung bei B entspricht. Das
ist aber nicht die Sachlage bei Konstatirung spiritistischer
Phänomene. Die Mittel zu ihrer ßewahrheitung fehlen uns.
Wir haben eine Wirkung und die Ursache ist nur eine
Wahrscheinlichkeit auf Grund der Logik." Und darum
muss der officiellen Wissenschaft gegenüber das Wort zur
Warnung und Mahnung dienen: ,.Wer zu viel beweisen
will, beweist wenig oder nichts." Darum gerade im wohlverstandenen
Interesse der Anerkennung spiritistischer Phänomene
ist es geboten, vorsichtig und besonnen vorzugehen.
Leider aber muss ich die Thatsache konstatiren, dass viele
Bauleute wieder einmal den Eck- und Grundstein verworfen
haben, dass sie ein spiritistisches Luftschloss bauen, weil sie
die animistische Fundamentirung verabsäumen. Das Wort
„Okkultismus" mit seinem naturwissenschaftlichen Charakter
verleugnet ja den Spiritismus nicht, beschränkt ihn aber auf
sein Teil, nur ein Ausläufer des Okkultismus zu sein, wie
dessen Vorläufer dex Maack'sche Neookkultismus ist. Zwar
verschuldet es der armoch mangelhafte Ausbau der animistischen
Hypothese, dass der subjektive Antheil des Mediums
noch weit entfernt ist, in allen seinen Wirkungsweisen
bestimmbar und nachgewiesen zu sein. Wenn aber die animistischen
Phänomene erst einmal nach allen Seiten hin gut
begründet sein werden, dann bietet der Uebergang von einer
animistischen Theorie zu der spiritistischen Hypothese keine
Schwierigkeit mehr. Bis dahin frommt in vielen Fällen ein
„non liquet", denn der menschliche Fortschritt verträgt viel
eher eine Lücke, als eine falsche Erklärung. —

*) Es mag bei dieser Gelegenheit daran erinnert werden, dass bekanntlich
die Ethnographie unter „Animismus" etwas ganz anderes, als, wie
oben, die moderne Psychologie versteht, nämlich geradezu den uralten,
noch heutzutage bei den Wilden namentlich Afrikas und Australiens stark
verbreiteten Aberglauben an eine Beseelung der ganzen Natur durch umherirrende
Seelen der Abgeschiedenen, bezw. durch gute oder böse Geister.
So glauben B. die Fetischanbeter der Goldküste, dass jedem Menschen
em guter (weisser) und ein böser (schwarzer) Fetisch-Dämon innewohne, von
dem man sich aber keine bildliche Vorstellung machen könne. — Red.
Psychische Stadien. März 1900. 12


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