Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 183
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Dessoir: Der Fall Piper.

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sich die Kenntnisse der Frau Piper auf gewöhnlichem Weg
zu verschaffen?

Mit den genannten Forschern bin ich der Ansicht, dass
— da an ein blos zufälliges Errathen nicht zu denken ist —
nur zwei Wege offen stehen, der eines Systems heimlicher
Nachforschungen, und der andere einer Fähigkeit, unbewusste
Winke und Hilfen der Anwesenden herauszulocken und
mittels geschickter Kombinationen zu einem Ganzen zu verknüpfen
. Die erste Möglichkeit reicht in dem Fall Piper
meines Erachtens nicht aus. Die Gesammtheit dessen, was
die Versuchsperson in ihrer automatischen Sprech- und
Schreibthätigkeit bekundet, die ganze Fülle von täglich
wechselnden persönlichen Details kann unmöglich durch
heimliche Erkundigungen gewonnen sein. Die Beobachter
haben alle denkbaren Vorsichtsmassregeln ergriffen, damit
Frau Piper nicht erfahren könne, wer sie besuche und wann
der Besuch erfolgen würde; sie haben die Dame und alle
mit ihr zusammenhängenden Personen wochenlang durch
Detektives beobachten lassen, ohne irgend einen Anhalt für
die Vornahme solcher Recherchen zu gewinnen; sie haben
sie nach England in ein Privathaus gebracht und dort die
strengste Kontrolle ausgeübt, ja selbst das Gepäck heimlich
durchsucht. Ausserdem ist nicht zu vergessen, dass seit dem
Beginn jener Untersuchungen fünfzehn Jahre verflossen sind,
in denen die Kontrolle immer nur für kurze Zeiten ausgesetzt
worden ist, und dass eine Frau, die nachweislich im
Jahr nur 4000 Mark einnimmt, unmöglich ein ganzes Heer
von Agenten besolden kann.

Bei weitem verständlicher wäre die Annahme, dass Frau
Piper nur gelegentlich sich darauf verlegt, durch Spioniren
dies oder jenes zu erfahren, in der Regel aber sich darauf
verlässt, dass ihre Besucher ihr unwillkürlich Andeutungen
über die betreffenden Verhältnisse machen. Sie bedürfte dann
keiner bezahlten Helfershelfer, da die Beisitzer selbst ihre
nichtsahnenden Verbündeten wären. Es ist in der That
erstaunlich, wie sehr die meisten bei derartigen Gelegenheiten
sich durch die Fragestellung, durch Betonungen, durch
ein B'ärben der Stimme je nach der Zufriedenheit oder Enttäuschung
verrathen; wie oft sie durch unwillkürliche Bewegungen
und durch Veränderungen des Gesichtsausdruckes
dem erfahrenen Menschenkenner Hinweise geben. Dazu
kommt, daoa die Erinnerung an den sehr zusammengesetzten
Verlauf einer solchen Sitzung äusserst lückenhaft und trügerisch
ist, dass also nachträgliche Aufzeichnungen gemeinhin als
unzuverlässig bezeichnet werden müssen und nicht als präzise
Wiedergabe der Thatsachen betrachtet werden dürfen. In-


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