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Dessoir: Der Fall Piper.
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ignoriren oder genau prüfen. Es kann niemand gezwungen
werden, Interesse an diesen Dingen zu nehmen. Wer sich
aber ein Urtheil erlaubt, darf nicht mit allgemeinen Phrasen
kommen, sondern ihm erwächst die Verpflichtung zu beweisen,
welche Fehler im einzelnen gemacht worden sind und weshalb
die geschilderten Vorgänge keinen höheren Werth besitzen.
Ich persönlich schätze den wissenschaftlichen Werth des
Falles Piper nicht sehr hoch und werde bei anderer Gelegenheit
meine Gründe auseinandersetzen; eine gewisse Bedeutung
aber muss auch ich dem Fall Piper zuerkennen.
Kurze Notizen.
a) Zum Hingang unseres allverehrten Meisters
du Prel schreibt der bekannte französische Spiritist Leymarie
in der „R^vue Spirite" vom Dezember: „Dieser Autor richtete
wiederholt an uns das schriftliche Ansuchen, seine Werke
ins Französische zu übersetzen, wir glaubten aber aus zwei
Gründen dies nicht thun zu sollen: 1) da er sich für einen
Meister hielt — und er war es — behandelte er die Spiritisten
von oben herunter, indem er sie die geistige Ueberlegenheit
fühlen liess, mit der er sich brüstete, während er jene als
Ignoranten betrachtete; 2) ist er der Schöpfer der „doppelten
Persönlichkeit, aus welcher seine Schüler mehrere vielfache
Persönlichkeiten in einer Person gezogen haben ,u (Aus dem
ziemlich dunklen Sinn dieses seltsamen posthumen Vorwurfs
scheint uns nur soviel hervorzugehen, dass für die Offenbarungsspiritisten
, denen jegliches Verständniss für die
Anforderungen exakt-wissenschaftlicher Forschung abzugehen
pflegt, der Verstorbene sogar als Philosoph immer noch allzu
kritisch war! — Red.) — „Gegenwärtig sucht Herr v. Bockas
um die Erlaubniss nach, durch eine autorisirte Uebersetzung
das französische Lesepublikum mit dem transscendentalen
Werke von Carl du Prel bekannt zu machen, und wir werden
die Herausgabe gern übernehmen, wenn der Testamentsvollstrecker
immerhin etwas weniger „absolut" ist, als es
sein Meister war." (Wenn damit der Wunsch angedeutet
werden sollte, das zu übersetzende Werk durch willkürliche
Abänderungen oder Weglassungen zu Gunsten der orthodoxen
Spiritisten zu fälschen, so dürfte ohne Zweifel die Rechnung
ohne den Wirth gemacht sein! Red.) „Huldigen wir diesem
Geist, der in grossartiger Weise für unsere Sache gestritten
hat und der deutschen Philosophie zur stolzen Ehre gereichen
wird" (Nicht die „Herr, Herr-Sager", sondern die seinen
Willen zu thun Bereiten erklärte schon der Prophet von
Nazareth für seine wirklichen Schüler! Red.)
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