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Kurze Notizen.
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Depotschein gefunden worden sei. — Ein Magnetiseur Linderer
führte sodann alle spiritistischen Erscheinungen auf Magnetismus
zurück und erklärte die meisten Reden der Medien für
„Blech". Dagegen erzählte eine Frau Böhmer, dass ihr freireligiöser
Mann durch die Erscheinung ihrer todten Grossmutter
zum Glauben an die Unsterblichkeit gekommen sei.
— Nach einer Reihe weiterer Aeusserungen der Versammelten
erklärte zuletzt Hofprediger Stöcken „Mit grossem Interesse
habe ich die beiden Frauen gehört. Ich wusste, dass es
solche Christen giebt, die für den Spiritismus eingenommen
sind. Darum habe ich wohl über Spiritismus, nicht aber
über die Spiritisten den Stab gebrochen." Ueber die Verderblichkeit
des Spiritismus wolle er keinen Zweifel lassen.
Sei etwas Wahres daran, so sei es das, wie ein Korn in
hundert Säcken Spreu. (rAugsb. Ab.-Ztg.u)
c) Zum 100jährigen Geburtstag von Heinrich
Keine. Einige glühende Bewunderer der Muse von Henri
Heine hatten sich am 13. Dezember v. J. in Paris auf dem
Kirchhof Montmartre an dem äusserst einfachen (durch eine
geschmacklose Inschrift seiner neben ihm begrabenen Gattin
Mathilde entstellten) Grabstein ein Stelldichein gegeben, um
die Jahrhundertfeier des am 13. Dezember 1799 zu Düsseldorf
geborenen grössten Lyrikers der Neuzeit zu feiern, dem
die engherzigen Vorurtheile einer heuchlerischen Beschränktheit
im eigenen Vaterlande ein Denkmal bisher verweigern
zu müssen glaubten. Herr Georges Montorgueil schliesst seinen
Bericht über diese durch eine Temperatur von 6° unter Null
nicht gerade günstig beeinflusste freie Vereinigung mit nachfolgenden
spiritualistisch angehauchten Worten: „Die kaiserliche
Bewunderin des Dichters {Elisabeth von Oesterreich) war
nicht unter den Theilnehmern seiner gläubigen Gemeinde.
Ein stupider Mörder hat den so tragischen Kapiteln, die
das Ende der habsburgischen Dynastie bezeichnen, ein
weiteres solches hinzugefügt. Die edle Herrscherin liegt,
einen Dolch im Herzen, gleichfalls im Grabe* Aber unsichtbar
war sie anwesend. Sie konnte nicht fehlen bei dieser letzten
Huldigung an dem Grabe, das jetzt die Büste schmückt,
deren geheimnissvolle Schenkerin sie war, so dass die Geister,
die strahlend über dem Todtenfeld schweben, in jener Nacht
ein königliches Phantom den Marmor einer schönen Denker-
stirne mit einem hingehauchteu Kuss streifen zu sehen
glaubten.44 (Nach „Le Messager.")
d) Ueber den Lebensabend des berühmten Mediums Stade
lesen wir im „Progressive Thinker" vom 18. November v. J.:
»Henry A. Stade, welcher zuerst fast regelmässig direkte
Schieferschrift erhielt und während eines V ierteljahrhunderts
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