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Karze Notizen.
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sie, nach Weisung des Mediums, an den über dem Tische
befindlichen Kronleuchter. Nach kurzer Zeit wurde er veranlasst
, die Tafeln abzunehmen und zu öffnen. Auf der
Innenseite der Tafel fand er eine Antwort geschrieben,
gezeichnet mit dem Namen seines Vaters und, wie seine
Anfrage, ebenfalls in deutscher Sprache mit hebräischen
Buchstaben verfasst." R. S. sen.
Iiitteraturbericlit.
Berichterstatter für deutsche, englische, französische, italienische Litteratur
ist Dr. Erich Bohn, Breslau, Kirchstrasse 27, für alle anderen Sprachen
Hofrat Dr. Wemekke, Weimar. Die Redaktion übernimmt keine Verantwortung
für die in den Besprechungen ausgesprochenen Ansichten. Die
Berichterstatter vertreten nur die mit ihrem Namen gezeichneten Artikel.
A. Bücherbesprechungen.
Thomson Jay Hudson. Das Gesetz der psychischen Erscheinungen
* Eine wirksame Hypothese für das systematische Studium
des Hypnotismus, Spiritismus, der geistigen Therapeutik etc. Deutsch von
Eduard Hermann. Leipzig, Arwed Strauch. 357 Seiten. Preis: 6 M.
Unter den neueren Werken über die Psychologie der supernormalen
Erscheinungen hat selten ein Buch mein Interesse in solchem Masse erweckt
wie das vorliegende. GeistvoU und anregend geschrieben, hält es sich von
de,m dilettantenhaften Phrasenthum der Durchschnittslitteratur fern und
bietet das, was uns bisher in Deutschland fehlte: eine Einleitung in
die Psychologie des Supernormalen. Freilich auch dies nur in beschränktem
Masse. Denn es fehlt die historische und kulturelle Beleuchtung der Probleme,
wie ein Eingehen auf die Litteratur. Hiervon abgesehen bietet es eine
systematische Zusammenfassung der meisten supernormalen Erscheinungen
und ihre Erklärung durch eine Hypothese. Das ist der grosse Vorzug
dieses Buches: die gesammten Erscheinungen von einer Hypothese aus zu
analysiren und an ihrer Hand den Laien in die verwirrende Welt der That-
sachen einzuführen. Es ist das Werk eines weitblickenden wissenschaftlichen
Kopfes, der mit klarem Blick den Stoff überblickt und sein
Werk aus einem Gusse geschrieben hat. Dass eine solche Arbeit an unvermeidlichen
Fehlern krankt, kann nicht Wunder nehmen: sie verleitet zur
Ueberschätzung der eigenen Gedanken, zur Unterschätzung der Thatsachen-
kritik und zu einem behaglichen Breittreten der logischen Ausführungen. Der
Verfasser ist in diese Fehler gründlich verfallen. Wenn wir z. B. auf die
Behauptung stossen, „die Psychologie sei bisher nicht in das Bereich der
exakten Wissenschaft gezogen" so werden wir ebenso verwundert dreinschauen
wie bei der weiteren Behauptung, eine einheitliche Hypothese zur Erklärung
der psychologischen Erscheinungen habe bisher gefehlt. Selbst wenn
wir dieses kühne Wort auf die supernormalen Erscheinungen beschränken
woUen, bleibt es eine grenzenlose Uebertreibung. Schindler, Hartmann,
Lehmann und du Prel kann man doch nicht als quantite negligeable
behandeln, namentlich aber du Prel, der bei der Theorie des Verfassers
überall Pathe gestanden hat. Auf Thatsachenkritik hat sich Hudson überhaupt
nicht eingelassen. Ich will daraus keinen Vorwurf herleiten. Er wollte eine
Erklärung geben und konnte daher (ebenso wie E. v. Hartmann) die
Thatfrage übergehen. Zn tadeln ist jedoch die positive Ueberschätzung
zweifelhafter Arbeiten, z. 1>. jener der alten Mesmeristen. Auch ist die
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