http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0201
194 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 4. Heft (April 1900.)
in Jerusalem gesprochene Weissagungen sich handle, die
fast in allen Punkten überraschend eingetroffen seien.
Nachdem bis 1891 davon ein grosser Theil sich erfüllt habe,
sei ihm durch Mittelspersonen Gelegenheit geworden, den
Baron du Prel von der Angelegenheit zu benachrichtigen,
der dann auf Grund seiner Angaben ein Protokoll aufgesetzt
habe, um auch jene Wahrsagungen, die bis dahin noch
unerfüllt geblieben, kontroliren zu können. Auch die Gattin
des Herrn Frosch bestätigte mir, wie ihr Mann über die
nach und nach zu Tage getretene Richtigkeit jener Prophezeiungen
immer wieder aufs Neue erstaunt gewesen sei,
und gab in üebereinstimmung mit ihm die besonderen
eingetroffenen Thatsachen, die sich hauptsächlich auf Schicksale
des verstorbenen Malers Bruno Piglhein und die Verhältnisse
des Herrn Karl Frosch zu demselben bezogen, ganz
in Üebereinstimmung mit ihrem Gemahl an. Die Dame
hatte noch einen ganz besonderen Grund gehabt, die gleich
nach der Heimkehr ihres Gatten aus dem Orient 1885 von
ihm vernommenen lebhaften Erzählungen über jene merk*
würdigen Prophezeiungen sich zu merken; denn in ihnen
spielte sie selbst eine Rolle, die in dem nachher mitgetheilten
Protokolle des Dokumentes nicht verzeichnet steht. Der
Prophet nämlich hatte, wie ihr Gatte ihr berichtete, ihm
versichert, dass sie selbst eine Malerin sein werde, der hohe
Auszeichnungen bevorständen, und dass sie auch als solche
Unterricht geben werde. Vergeblich hatte Herr Frosch
erwidert, dass das ganz entschieden nicht an dem sei. Zur
Stunde der Prophezeiung schien er Recht zu haben; allein
die Zeiten schreiten und wandeln sich und ihr fernerer Gang
bewährte die Prophetenstimme. Als Maria Nyl ist Frau
Frosch eine geschätzte Blumenmalerin geworden und weder
an den Ehren fehlte es ihr, noch an den Schülerinnen. Die
Eröffnung des Dokumentes wurde schliesslich auf den
30. November 1899 lO1^ Uhr Vormittags im Amtslokale des
Herrn Notars Dr. Pündter angesetzt. Die notarielle Urkunde
über die also stattgefundene Eröffnung lautet folgender-
massen:
Konstatirung.
Heute den dreissigsten November eintausend achthundert
neun und neunzig erschienen vor mir, Doktor Franz Pündter,
königl. Notar zu München, auf der Amtskanzlei die mir nach
Namen, Stand und Wohnort bekannten:
1) Herr Eugen Ritter von Stieler, Kunstmaler in München.
2) Herr Karl Hubert Frosch, Kunstmaler in München.
3) Herr Karl Albert Baur, Kunstmaler in München.
4) Herr Ludwig Deinhard, Schriftsteller in München.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0201