Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 208
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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208 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1900.)

Rolle denken, die das Bewusstsein der Körperlichkeit für
das Zustandekommen der Persönlichkeit spielt. „Die relative
Unveränderlichkeit des Bewusstseins der Körperlichkeit
erklärt uns, dass es dem übrigen Inhalte des Bewusstseins
gegenüber als eine Art konstanter Grösse erscheint, als die
Einheit gegenüber den dem Wechsel unterworfenen Eindrücken
der Aussenwelt." (Wernicke)

Allerdings sind die Sensibihtäts-und Motilitätsstörungen,
die uns in unseren Fällen entgegentreten, rein funktioneller
Natur, wie sie selbst zu Stande kommen, wäre eine Frage für sich.

Sehrenck-Notzing hält es im Allgemeinen für falsch, von
einem „Wechsel der Persönlichkeit" zu sprechen, weil ja
die körperliche Grundlage dieselbe bleibe. Das ist aber
nicht richtig: denn die Lähmung eines Armes schon ist
doch eine Veränderung der körperlichen Grundlage.

Der oben gegebenen Darstellung der Lösung von asso-
ciativen Bahnen als Erklärung des Wechsels der Persönlichkeit
kann der Einwand gemacht werden, dass durch diese
Sejunktion wohl eine lückenhafte aber keine andere Persönlichkeit
hervorgebracht werden könne. Dennoch ist auch
das Letztere möglich. Wir müssen annehmen, dass wir im
Verlaufe unserer geistigen Entwickelung eine Menge von
Gedächtnissmaterial, von Vorstellungen, Gefühlen, Kenntnissen
in uns aufnehmen, deren eine Anzahl für gewöhnlich
gar keinen weiteren Einfluss auf unser Denken und Handeln
hat. Unter der Ueberwerthigkeit einer gewissen, ziemlich
kleinen Anzahl von Ideen bleiben sie im Hintergrunde stehen.
Wird aber nun die Ueberwerthigkeit einiger Ideen aufgehoben,
sei es durch eine Geisteskrankheit oder eine Vergiftung,
welche die Verbindungen der betreffenden Elemente der
grauen Hirnrinde löst, werden schliesslich ganze Gruppen
psychischer Elemente ausgeschaltet, so treten eben andere
Elemente in den Vordergrund: der Charakter, die Persönlichkeit
verändert sich. Man erinnere sich der chronischen Alkohol
- oder Morphiumvergiftung. Dabei kann eine bleibende
dauernde Veränderung in der Persönlichkeit hervorgerufen
werden. Es kann aber, besonders bei akuten Intoxicationen,
auch nur eine einmalige Unterbrechung der Persönlichkeit
hervorgerufen werden. Das beweist der im Vorjahre mehrfach
in den Zeitungen erwähnte Fall eines jungen Mannes,
der sich eine Leuchtgasvergiftung zuzog. Er überstand dieselbe
, aber als Folge blieb ein Gedächtnissdefekt zurück, der
fast alle Erinnerungen seines Vorlebens betraf. Der Kranke
kannte nur noch seine Braut. Sonst musste er Alles von
Neuem lernen. Drei Monate währte dieser Zustand, da
verfiel der Kranke plötzlich in einen tiefen Schlaf. Als er


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