Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 209
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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W. Bohn: Ein Fall von doppeltem Bewussteein. 209

wieder erwachte, war er vollkommen gesund und hatte alle
seine alten Erinnerungen wieder erlangt, dafür aber die
Vorgänge während seiner Krankheit völlig vergessen. Krankheitsbilder
, in denen dieses Symptom, welchem wir den
Namen -Unterbrechung der Persönlichkeit" geben möchten,
im Vordergrunde steht, hat uns besonders Schröder van der
Kolk aufbewahrt Er beobachtete z. B, einen Mann, der
nach einer vorangegangen Gehirnerschütterung das Gedäeht-
niss für die meisten Wörter und Sachen verloren hatte. Er
kam in die Utrechter Anstalt, konnte weder seinen Namen,
noch sein Alter und seinen Geburtsort angeben. Nach einiger
Zeit fing sein Gedächtniss an, sich zu bessern und mehrere
Erinnerungen aus seinem früheren Leben kehrten zurück.
Er erzählte meistens beim Krankenbesuch, was er in der
vorhergehenden Nacht geträumt hatte, und er erkannte des
Morgens in seinen Träumen Theile seiner früheren Lebensgeschichte
. Es hatte, sagt Schröder, den Anschein, als ob
durch den während des Schlafes vermehrten Blutandrang
und durch die bessere Ernährung die Zellen in ihre Wirksamkeit
zurückkehrten. Nach ein paar Wochen war er völlig
wieder hergestellt. — In einem anderen Krankheitsfalle verlor
der Charakter einer Dame nach einer Gehirnerschütterung
seine frühere Färbung; dieselbe kehrte erst eines Morgens
nach dem Schlafe unvermittelt wieder, wobei jedoch die ganze
Zwischenzeit ausgelöscht erschien. — Eine hysterische Patientin
von Boeteau, mit den schwersten Symptomen von Hemian-
äftthesie, Gesichtsfeldeinengung, Verlust des Geruches und
Geschmackes gerieth nach der Ankündigung einer nothwendig
gewordenen Laparotomie in einen „second etat", in dem sie
drei Tage lebte und allerlei scheinbar völlig bewusste
Handlungen ausführte, um schliesslich mit einer völligen
Amnesie über das Vorgefallene zu erwachen. Erst in der
Hypnose erzählte sie Alles, was sich in den drei Tagen
ihres „second etat" mit ihr ereignet hatte. Eine Sensibilitätsprüfung
war leider in diesen Tagen nicht vorgenommen
worden. Vielleicht hätte sie, analog später zu berichtenden
Fällen, interessante Aufschlüsse gegeben. Wie weit wir
aber die Handlungen dieser Zeit bewusst oder unbewusst
nennen wollen, das scheint mir nicht des Streites werth.
Weiss will ja allerdings, dass nur diejenigen Handlungen
bewusst genannt werden, von denen uns die Erinnerung
bleibt. Aber das führt besonders den später geschilderten
Zuständen des alternirenden Bewusstseins gegenüber direkt
zu Absurditäten. Es ist auch eine müssige Spielerei, dergleichen
schöne Theoreme den Thatsachen als Gesetz aufdrängen
zu wollen.

Psychische Stadien. April 1900. 14


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