Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 216
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0223
216 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 4. Heft. (April 1»00.)

Wie hat die noch herrschende materialistische Wissenschaft
es so trefflich verstanden, das gläubige Stammeln
des sehend gewordenen Seelenblinden zu verspotten, der
sich tastend in den neuen psychischen Ebenen und den
ungewohnten Umgebungen zurechtzufinden suchte, über
dumme Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten stolpernd, an
scharfkantigen Vorurtheilen sich schmerzhaft stossend, über
dogmatische Hindernisse fallend. Aber das Lachen hat
ihn nicht muthlos gemacht, der Spott nicht zurückgeschreckt!
Der Seelenblinde ist seelensehend geworden und hat hinter
den unbewusst gestammelten Worten des Neulings die
Begriffe erkannt, die jene nur ahnten. Ich brauche wohl
an dieser Stelle den Leser nicht mehr an die ihm vertraute
Erfahrung zu erinnern, nach welcher der menschlichen
Psyche ausser dem allgemein bekannten Wege der Fünfsinnlichkeit
auch noch weniger bekannte Pfade der Anschauung
und Erkenntniss offen stehen. Wenn wir diese
Pfade kennen gelernt haben, so ist es allerdings schwer,
deren Itichtung und Reize einem Ortsfremden zu schildern
und anschaulich zu machen.

Wer kann es da verwehren oder verübeln, wenn ein
Ortskundiger als galanter Cicerone nach Worten sucht, um
dem Fremden die Schönheit der ihm noch unbekannten
Gegend zu erklären? Und wenn der Fremde noch dazu
eine andere akademische Sprache redet, zu deren Beherrschung
der einfache Führer es nicht gebracht hat, so wäre
es unhöflich, darüber zu lachen, wenn er ihm in gebrochenem
Stammeln der fremden Sprache sich verständlich zu machen
suchte. Und wenn der höfliche Fremdenführer wirklich einmal
ein leeres Wort spräche, um einen Begriff wiederzugeben
, für den ihm der adäquate Ausdruck in der Sprache
des fremden Eeisenden fehlte, wer würde so kindisch sein,
darüber zu lachen, und wer so ungeschliffen, darüber zu
spotten! Freilich giebt es oberflächliche Besserwisser und
unfehlbare Alleswisser, die mit grosser Gewandheit ein
(aus Mangel an Erziehung oder Bildung) fehlendes Begreifen
durch eine konventionelle Phrase, durch einige alles und
nichts sagende Wörter — nicht Worte — vorzuspiegeln
wissen. . Aber es ist Bosheit oder Unwissenheit, eine derartige
heuchlerische Vorspiegelung auch vorauszusetzen denen
gegenüber, die in ehrlichem Drang ihre unbegreiflichen
Stimmungen oder Gefühle mit mehr oder weniger Geschick
in Worte zu kleiden suchen, um ihr inneres Erleben Anderen
mitzutheilen. Und ein einsichtiger Menschenkenner wird
ein ehrliches Stammeln bei Weitem vorziehen der systematischen
Dialektik des Scholastikers* Darum ist es nicht


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0223