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Prof. Hermann; „Okkult*4 oder „magisch", etc. 219
„okkult", „xenologisch", „supernormal" u. s. w. zu bezeichnen
suchen! Hic Rhodus, hic salta!" —
Als Naturwissenschaftler schlage ich als Antwort auf
diese Aufforderung vor, den terminus technicus der Physiker:
„diskret" ein zuführen.
In der theoretischen und angewandten Physik nennt
man bekanntlich „diskret" solche Theilchen, die sich der
Wägung und Messung mit den gewöhnlichen Waagen und
Massstäben durch ihre Dnscheinbarkeit entziehen. Dasselbe
ist auch bei allen „übersinnlichen" und „unterschwelligen"
Vorgängen der Fall, sodass df>r synonyme Ausdruck „magisch
", d. h. „mehr als man bisher weiss** (? Red.), mit all
seinen Missverständnissen in Wegfall kommen kann. Der
einzige Einwand, der bisher gegen den naturwissenschaftlichen
Terminus „diskiet" für den Begriff des „Uebersinnlichen"
erhoben wurde, weist auf den Sprachgebrauch der Laien
hin, die dieses Wort mit Vorliebe für die „Heimlichkeiten"
des Sexual-Lebens anzuwenden pflegen. Aber dieser Einwand
ist gerade eine Empfehlung mehr, seit man weiss,
dass alle bisher „okkult" genannten Vorgänge in engster
Verknüpfung mit den Phasen des Sexuallebens stehen.*)
Denn nur bei „diskreten" Störungen des Genitalsystems
sehen wir die Erzeugung von Phantomen und Phantasmen.
Ueber „diskrete" Erfahrungen und Erforschungen der „Sexualmagie
", vor Allem über die „diskrete Besessenheit" der
Schwangeren und die nachweisbare Beeinflussung eines sympathischen
Mediums durch eine zur Wiedergeburt in einen
Mutterschooss zurückgekehrte Psyche einer verstorbenen
Persona (wie sie schon die alten keltgermanischen Druiden
kannten) wird Aufklärung gebracht in der demnächst bei
Arweä Strauch in Leipzig erscheinenden Schrift: „Animismus
und Regeneration", die vielleicht etwas Licht wirft auf das
begriffliche Paradoxon: „Im Anfang war das „Wort".
Experimentelle Psychische Photographie.
Mitgetheilt von R. Seithel sen.
In der Nummer vom 20. Januar a. c. berichtet „Light",
dass die im Interesse des Spiritualismus so thätige „London
*) Man vergleiche hierüber des Näheren die klassischen Schriften:
i. „Sexual-Magie" {MaximilianFerdinand)Kap.V. 1896, Wüh. Friedrich,
Leipzig. — 2. „Genesis" (£. Hermari) Band IL 1898, Arwed Strauch,
Leipzig. — 3 „Vorgeburtliche Erziehung (Dr. du Prel). 1899,
Costenoble. Jena. — Auch uns scheint dieser neue Gesichtspunkt aller Beachtung
der psychologischen Forscher Werth zu sein. — Red.
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