Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 225
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Gabalke: Zur Psychologie in der Christenthuinsfrage. 225

Alles, was sammt der Befriedigung des Geschlechtstriebes
zu des Leibes Nahrung und Nothdurft gehört. Der arme
„wahre" Christ! Uebrigens sei bemerkt, dass Luther die
Ehe nur im Gegensatze zu dem katholischen, kirchlichen
Charakter derselben als eines Sakramentes eine weltliche
Hantirung oder Geschäft genannt hat. Und die Aussprüche
Jesu und seines grossen Apostels sind so bestimmt, dass
Luther, eben weil er sie nicht misverstanden hat, gerade
durch sie zu dem epochemachenden Schritt der Priesterehe
sich hat bestimmen lassen: 1. Tim. 3 steht auch in der
Bibel: „Ein Bischof sei eines Weibes Mann" (eingeschlossen
ist das Verbot der Wiederverheirathung Verwittweter). Also,
Herr &, die Ehelosigkeit als eine „selbstverständliche, aus
dem streng asketischen Geiste des Christenthums hervorgehende
Sache" ist eine mit Nichts zu begründende willkürliche
Behauptung, und darum hoffe ich, a male informato ad
melius informandum nicht vergeblich zu appelliren. — So ist
auch das /uaetv in der angezogenen Stelle Luc. 14, 26 so
wenig mit „hassen" zu übersetzen, wie äyajtäv mit „lieben";
vielmehr will Jesus nur sagen, dass selbst die Liebe zur
Familie wie zum eigenen Leben ihre natürliche Berechtigung
verliert, wenn sie sich der Nachfolge Jesu, d. i. unserem
Ringen nach sittlicher Vollendung hindernd in den
Weg stellt. Bedeutet ayanav: magni aestimare (hochschätzen),
so bedeutet (icöslv per /lelwöiv: minus diiigere, nihili facere
(geringschätzen). Wie hoch hiegegen Jesus von der Pflicht
kindlicher Pietät dachte, ist nachzulesen Marc. 7, 9—13, wo
Jesus die Satzungen der Pharisäer und Schriftgelehrten an
den Pranger stellt, denen zufolge Kindespflicht durch ein
Tempelopfer abgelöst werden kann. Corban und Borns
Dispense dürften auf gleicher Stufe rangiren! Zu der „selbstverständlichen14
Sache der Ehelosigkeit für den „wahren"
Christen will ich nochmals und dringend auf meine Besprechung
von Matth. 19, 3—12 wie zu 1. Cor. 7 verwiesen haben. Denn
ich muss es als unerlaubt zurückweisen, auf eine als falsch
nachgewiesene Behauptung einfach zurückzugreifen, bevor
man nicht auf die Begründung des Gegners eingegangen
ist, selbige als nicht beweiskräftig nachgewiesen hat. Herr
S. hat eben eine vorgefasste Meinung von dem streng
asketischen Geist des Christenthums, auf welchen er mangels
ausreichender Bibelstellen zurückkommt; er hat sich einen
„wahren" Christen konstruirt, der sich zur Wirklichkeit wie
die Ausnahme zur Regel verhält. Das ÄChristenthuma, das
Jesus gelehrt hat, ist lediglich die Erkenntniss: der Mensch
ist göttlichen Geschlechts, ist Geist vom Geiste Gottes, der
in sich selbst „Leben und volles Genüge" birgt. Christen-

rgyciifrche Stadieu« Apiil 1900. 15


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