Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 227
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0234
Gabalke: Zur Psychologie in der Christenthumstrage. 227

unseligen Gutachtens oder verdankt er seine Kenntniss der
Reformationsgeschichte nur dem juristischen Sprachrohre der
katholischen Kirche ? Jeder einigermassen geschichtlich
orientirte evangelische Kirchenchrist wird Herrn S. hierüber
belehren können! Ich verweise auf nLuther'$ Leben" von dem
Königl. Preuss. Oberkonsistorialrath Julius Köstlin in Halle,
also einer hochkirchlichen Instanz, woselbst S. 544 nachzulesen
ist: „Aber neben allen Mahnungen und Warnungen,
die sie ihm ertheilten, meinten nun doch auch sie zugeben
zu müssen, dass, was vom Ehestande zugelassen sei
im Gesetz Mose, im Evangelio nicht verboten
sei;*) — sie hielten eine Dispensation aus ganz besonders
dringenden Gründen auch jetzt noch für möglich, sprachen
jedoch nicht aus, dass solche bei Philipp wirklich vorliegen.
— Luther selbst hat jene Folgerung aus dem Alten Testamente
nachher nicht mehr gelten lassen. Seine damalige
Entscheidung können Freunde des evangelischen und lutherischen
Bekenntnisses nur beklagen. Mit diesem selbst (wie
mit der Sittlichkeit Luther*sl Verf.) hat sie nichts zu
schaffen, — Luther verkannte mit allen Theologen seiner
Zeit den Unterschied sittlicher Reife und Erkenntniss zwischen
dem neuen Bund und zwischen dem Standpunkt des
alten und auch seiner besten Genossen."

Zudem berief sich der Landgraf auf die Angabe eines
alten Kirchenhistorikers, dessen Glaubwürdigkeit von der
Kirche nicht bezweifelt wurde, wornach der christliche
römische Kaiser Valentinian IL eine zweite Frau zur ersten
genommen und dies auch anderen durch ein Gesetz gestattet
habe. Den Papst hielt man gleichfalls für befugt, Dispens
hierfür zu ertheilen. Ein unfreier und darum irrender
Intellekt ist aber weit davon entlernt, ein sittlicher Makel
zu sein, und ich würde es tief bedauern, wenn die „Psych.
Stud." sich mitschuldig machten des jesuitischen Treibens
ä la Jansen und Konsorten, die Geschichte zu fälschen und
das deutsche Volk an dem grössten seiner Söhne irre zu
machen.**) Luther der Dogmatiker und Kirchenstifter ist
schon von der fortschreitenden Entwickelung gerichtet, —
Luther, der Reformator, der deutsche Mann und Befreier des

*) Dieses Judenthum im Christenthum ist eben der Sauerteig, der den
ganzen Teig auch des heutigen offiziellen Christenthums noch versäuert, es
ungeniessbar macht.

**) Die RedaKtion der „Psych. Stud." steht allen deiartigen, den eigentlichen
Gegenstand derselben nicht direkt berührenden, aber für jeden Erforscher
des in der Kulturgeschichte sich entwickelnden menschlichen Seelenlebens
immerhin interessanten Streitfragen vollkommen unbefangen und unparteiisch
gegenüber und befolgt lediglich den Grundsatz, stets auch den Gegner zum
Worte kommen zu lassen. — Der Schriftleiter.

15*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0234