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Seithel: Nene Sitzungen mit Frau d'Esp&rance.
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IIL Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Heue Sitzungen mit Fr an cT12sp6raiice.
Berichtet von M. Seithel sen. (Preiburg i. Br.)
Wohl kaum dürfte ich mit meiner Ansicht vereinzelt
dastehen, dass Frau d'Esperance unter allen lebenden Medien
mich nicht einmal, sondern öfter überzeugen können, dass die
astrologischen Berechnungen des Herrn iimepf voll und ganz, und zwar
sehr genau aufTag undStunde zutrafen Auch bei mir bekannten
Personen wai es ebenso. Hieraus darf ich wohl schliessen, dass in diesen
Berechnungen eine natui wissenschaftliche Wahrheit verborgen und von den
Vertretern der Astrologie an's Licht befördert wird, und dass wir solchem
ernsten Forschen, wie wir es bei Herrn Kviep/ entschieden finden, Vertrauen
und Wohlwollen entgegenbringen, nicht aber dasselbe von vornherein
perhorresciren sollten, weil Einzelnen die Sache überhaupt unsympathisch
ist. Was uns Menschen eine solche Wahrheit nützen kann, ist eine andere
Frage, die sich heute ebenso wenig voll und ganz beantworten lässt, wie z. B.
dem Prof. Röntgen die ganze Tragweite der Entdeckung seiner X-Strahlen
bis in ihre fernsten Konsequenzen sofort klar sein konnte. Das muss meiner
Ansicht nach erst die Zeit und die weitere Vervollkommung der astrologischen
Wissenschaft lehren. Mich persönlich haben Herrn Kniepf s Vorhersagungen
von bestimmten Scbicksalsschlägen diese ruhiger erwarten und empfangen
gelehrt; und wer theosophische Studien mit Nutzen betrieben hat, der wird
in solchen astrologischen Berechnungen einen Beweis mehr für die
relative Unfreiheit des menschlichen Willens nicht
allein, sondern auch für die Gerechtigkeit, Weisheit
und Liebe des Schöpfers finden, die Herr Seithel sen. gerade in
dem Wahrheitsbeweise der Astrologie vermisst. Gewiss werden daher Sie,
geehrter Herr Professor, sich den Dank vieler Leser der „Psych. Studien*'
erwerben, wenn Sie auch fernerhin der Astrologie die Spalten Ihrer geschätzten
Zeitschrift offen halten; denn dieselbe gehört ebenso gut zu den Problemen
des Okkultismus, wie andere Gebiete desselben, und darf schon um ihrer
Wahrheitsbeweise willen nicht einfach beiseite geschoben werden. Mit
grösster Hochachtung ergebenst J. Paasch (Homöopath).
Endlich ging uns von Herrn Richard Weber, Ingenieur in Leipzig,
welcher im Verein mit dem verstorbenen Pastor em. W. BYiedrich daselbst
die klassischen Werke von Junctinns, Origanus und Rantzow ins Deutsche
übersetzte und die mathematischen Grundlagen, bezw. Berechnungen in moderne
Form brachte, eine ermunternde Zuschrift zu, worin er unter Beifügung
einer eigenen, sehr tiefgründenden und lesenswerthen, im Maiheft der „Sphinxu
von 1896 erschienenen Studie über „Menschenschicksal und Gestirne", die
so ziemlich älteste aller Geheimwissenschaften, deren Wahrheitskern nicht
nur Kopernicus und Kepler, sondern auch Schiller und lloethe, Kant und
Schopmhaver erkannten, gegen die Beschuldigung, dass die Astrologie zu
materialistischer Weltanschauung dränge, in Schutz nimmt und uns als Sachkundiger
versichert, dass er die verschiedenen Artikel des Herrn Kniepf, ob-
schon er mit dessen Auffassung über das „Wie" der Gestirneinflüsse nicht
ohne Weiteres übereinstimme, stets mit grossem Interesse gelesen habe. Ein
wohlgeordneter Ueberblick über die Geschichte der Astrologie und ihre Vertreter
bis auf die Neuzeit findet sich bei Kiebemetter, „Die Geheimwissenschaften
", II. Theil der Geschichte des neueren Okkultismus, S. 241-358.
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