Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 241
(PDF, 212 MB)
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Didier5 Was ist Wahrheit?

241

„Nihil est in intellectu, quod non est in sensu" (wahrscheinlich
ist er ihm nur zugeschoben) in sich zusammen. Niemand
hat ihn so scharf widerlegt als der Wiener Prof. Dr. Benedikt
in einer Schrift über Hypnotismus, worin er nachweist, dass
die Sinne zu täuschen sind durch den Intellekt oder das
Bewusstsein. Er führt den Beweis, dass es darauf
ankomme, wie das Bewusstsein beschaffen oder regulirt ist.
Ein gar nicht regulirtes Bewusstsein wird auch
falsch von wahr und umgekehrt nicht zu unterscheiden
wissen, und ein mangelhaft regulirtes Bewusstsein wird
leichter zu Irrthümern geneigt sein, während ein genau
regulirtes Bewusstsein das Wahre vom Falschen unverkennbar
und scharf zu trennen vermag.

Das Bewusstsein ist unabhängig von den sinnlichen
Wahrnehmungen; denn dass ich bin und sein muss, weiss
ich nicht durch Gefühl, Gehör, Geruch, Gesicht oder Geschmack
(dieses sind gewissermassen nur die Ingredienzien
des ßewusstseins), sondern durch den Intellekt. Das Bewusstsein
bildet die Unterscheidungslinie des Menschen
vom Thier und giebt daher den Maassstab seiner Werthbestimmung
im Allgemeinen wie im Besonderen. Es führt
zu immer neuen Erkenntnissen, zur Ueberzeugung
und T hat kraft, die in weiterer Ferne liegenden Ziele
zu erreichen — Ziele sittlicher sowohl als geistiger Art
Jede Erkenntniss muss einen Läuterungsprozess durchmachen,
ehe sie von der Allgemeinheit anerkannt oder mit Ueberzeugung
hingenommen wird. Erst durch die Reinigung und
Läuterung erhebt sich eine Erkenntniss zur Wahrheit.
Jede Wahrheit aber drängt mit innerer Kraft zum Handeln,
setzt sie also, mit anderen Worten, in bestimmte Werthe
um. Einzelne hervorragende Charaktere der Weltgeschichte
dokumentiren diesen Satz mit Evidenz. Die Eroberer Cyrus,
Alexander der Grosse, Cäsar, Napoleon, die Staatsmänner
Cicero und Bismarck, die Religionsstifter Mahomet oder
Buddha haben ihre eigenen Erkenntnisse zu sittlichen Wahrheiten
erhoben und im persönlichen Handeln neue Grundlagen
für die Existenz der Allgemeinheit geschaffen. In eben
dieser Weise hat Christus seine Mission als Welterlöser
erfüllt. Das wäre dann die christliche Wahrheit! Sie
hat sich aus dem Bewusstsein von Gut und Böse durch
die Erkenntniss eines höheren Ideals mit der Intensität
der Ueberzeugung und zwar der ganz subjektiven Ueberzeugung
Jesu Christi, gebildet und als eineunabweisbare
sittliche Forderung vor den denkenden Menschen
gestellt. Je dringender diese Forderung wird, desto mehr
festigt sich die christliche Wahrheit und der prophetische

Phobische Stadien. April 1900. 16


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