Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 245
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Kurse Notizen.

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seit längerer Zeit in London ansässigen Professors, Peter
Stiens, der behauptet, er könne die Blinden sehen lassen,
auch wenn sie beide Augen vollständig verloren oder nie
besessen haben. Die bisherige Heilung der Blindheit, wenn
sie überhaupt heilbar war, bestand darin, dass die geschädigte
Sehkraft des Auges und der Sehnerven wieder hergestellt
wurde. Professor Stiens dagegen braucht angeblich gar keine
Augen mehr, sondern er erzeugt das Sehen dadurch, dass
er durch einen künstlichen Apparat ein Sehbild, ohne Vermittlung
der Augen, direkt ins Gehirn befördert. Er hat
bis jetzt keine Einzelheiten über sein System veröffentlicht,
doch hat er sich dazu verstanden, dem Dr. Z. Gaze einen
Einblick in den jetzigen Stand seiner Experimente und
Forschungen zu gewähren. Dr. Gaze berichtet darüber:
Nachdem Professor Stiens mich in eine kleine dunkle Kammer
geführt hatte, band er mir fest die Augen zu, so dass ich
absolut nichts mehr sehen konnte. Dann hörte ich ihn hin-
und hergehen, Zündhölzchen streichen, eine Lampe anzünden
u. s. w., aber ich konnte nicht den mindesten Schimmer
eines Lichtes wahrnehmen. Dann fühlte ich wie er mir einen
Apparat an die Schläfe setzte und sofort bemerkte ich ein
schwaches Licht, das die Gegenstände in meiner unmittelbaren
Nachbarschaft erhellte. Ich sah eine Hand vor meinen
Augen und konnte die Finger zählen, die sich mir entgegenstreckten
: es waren drei. Allmählich wurde es noch heller
und ich konnte die Möbel in dem Zimmer unterscheiden;
es waren zwei Tische und acht Stühle, die ich mit Leichtigkeit
zählte. Ich hatte auch das Gefühl, dass ich bei längerer
Dauer des Experimentes meine gewöhnliche Sehfähigkeit
erhalten würde; den Schläfen entlang spürte ich etwas wie
einen elektrischen Strom. Plötzlich wurde der Apparat weggenommen
und sofort war um mich her wieder die tiefste
Finsterniss. Das Experiment war zu Ende." Professor Stiens
weigerte sich auch jetzt noch, seinen Besucher mit dem
Apparate vollständig bekannt zu machen, weil derselbe, wie
er sagte, noch mancher Verbesserungen bedürfe; doch gab
er ihm wenigstens einige Andeutungen über die Prinzipien,
auf die er sich gründet. Der Mensch sieht bekanntlich nicht
mit den Augen, sondern mit dem Gehirn; die Augen nehmen
nur die Sehbilder auf und der Sehnerv leitet sie zum Gehirn,
wo die Wahrnehmung stattfindet. Die Blinden machen sich
durch Betasten ein genaues Bild von der äusseren Form
der Gegenstände. Wenn die Augen verloren sind, treten
andere Sinne in die Lücke. Viele niedere Thiere haben
kein besonderes Sehorgan, aber sie sehen sozusagen mit
dem ganzen Körper. Wenn also ein Bild ohne Einwirkung


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