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Kurte Notizen.
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Schulkameraden zusammen, angeblieh, um mit dessen physikalischen
Apparaten zu spielen. Dieser Ansicht war auch
die Mutter jenes Knaben, die an den betreffenden Abenden
ausser dem Hause zu thun hatte, so dass die Kinder ganz
unter sich waren. Durch das Schlüsselloch wurde nun beobachtet
, was in dem den Knaben tiberlassenen Zimmer
vorging. Die kleinen Burschen veranstalteten eine regelrechte
— spiritistische Sitzung. Nicht nur wurde „Tisch-
und Stuhlrücken" versucht, sondern auch das Hypnotisiren
geübt, und an geeigneten Medien schien es nicht zu mangeln.
Die ins Verhör genommenen Knaben erzählten, dass sie
ihre spiritistischen Erfahrungen von einem Freunde hätten,
dessen Eltern Spiritisten sind und zuweilen Sitzungen in
ihrer Behausung abhalten. Als Hypnotiseur trat ein Knabe
auf, der die Kurst einem jener Männer abgelauscht haben
will, die sich in den Wirthshäusern produziren. Die Knaben
erklärten weiter, dass sie strengste Verschwiegenheit gelobt
hätten. Uebrigens wäre ihr „Geheimbund" nicht der einzige
in Berlin, und es gebe Schüler, die das Hypnotisiren noch
viel besser verstünden. — Bei solchem Unfug spiritistischer
Schwärmerei, resp. Spielerei heisst es allerdings: Videant
consules, ne quid detrimenti capiat respublica!
g) Aus der Gesellschaft für psychische Forschung
zu Breslau. — Myers, Sidgwick und Hodgson, Professoren der
Psychologie, sind zu Ehrenmitgliedern ernannt worden und
haben die Auszeichnung dankend angenommen. — In den
letzten Wochen haben fortlaufend Sitzungen mit einem der
bedeutendsten physikalischen Medien stattgefunden. Die
Sitzungen fanden unter strengster wissenschaftlicher Kontrolle
statt. Der Bericht darüber erscheint im Druck. —
Ausserdem werden seit langen Monaten Experimente über
Glossolalie mit einem Trance-Medium angestellt. Weitere
Medien haben sich bereits der G. P. F. zur Verfügung gestellt
. — Nachdem der „Verband Deutscher Okkultisten"
jüngst einen Aufruf veröffentlicht hat, in dem er sich gegen
die Schwindelmedien und ihre Beschützer wendet, hat sich
zur Verteidigung des sogenannten „Blumenmediums", der
Kesselschmiedefrau Anna Rothe, eine „Kommission für
Mediensehutz" gebildet. Bei der verschiedenartigen Beurteilung
, die Frau Rothe erfahren hat, dürfte es inter-
essiren, dass demnächst eine Arbeit von Dr. E. Bohn über
dieses angebliche Medium erscheint. Die Arbeit ist in der
G. P. F. zum Vortrag gelangt.
h) Einen Sieg des Hechts über Gehässigkeit,
resp. Brotneid privilegirter Gegner, die ihm den Ehrentitel
„Professor" nicht gönnten, hat ein langjähriger Mitarbeiter
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