Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 256
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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256 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 4. Heft (April 1900.)

Wesen des Todten gerechter, als durch prinzipielle Missachtung und Bewunderung
, du Prel war eine viel zu vornehme, gross angelegte Natur, als
dass er nicht wusste, dass Schatten und Licht Geschwister sind. -~

du Prel ist bei Auswahl seines Thatsachenmaterials selten kritisch
verfahren. Die eigenen Beobachtungen sind nur in geringem Umfange
verwerthet; meistens benutzt du Prel Lesefrüchte, deren Beweiskraft er
leider überschätzt. Crorve, Perty, Kerner, Reichenbacli, Görres, die
Litteratur der Hexenprozesse und der Mesmeristen werden ungeprüft als
wissenschaftliches Material verwendet, und zwar nicht zur kulturgeschichtlichen
, sondern zur psychologischen Untersuchung. Ihm ist eben das
Problem die Hauptsache; ob es auf Granit oder Sand gebaut ist, kümmert
ihn wenig. Bezeichnender Weise lässt er bei seinen Citaten meistens die
Jahreszahl weg, so dass man nicht prüfen kann, we.vcher wissenschaftlichen
Epoche ein Werk angehört. — Wäre Thatsachenkritik gleichbedeutend
mit Wissenschaft, so müsste man du Prelis Arbeitsmethode unwissenschaftlich
nennen.

Auch bei der Herausarbeitung der Probleme ist du Prel nicht immer
glücklich. Der Philosoph stellt ihm hier oft ein Bein. Er bevorzugt seine
Lieblingshypothese - die eine rein philosophische itt - auf Kosten
nüchterner, unscheinbarer Folgerungen. Die Neigung zum Metaphysischen
macht sich auch dort breit, wo die Thatsachen keinen Anlass dazu geben.
Man hört den Philosophen reden, aber nicht den nüchternen Naturforscher.

Die beiden vorüegenden Weike spiegeln die Eigenart du PreVs nach
ihren Licht- und Schattenseiten wieder. Sie sind so glänzend und gedankenreich
geschrieben, wie seine Jugendarbeiten. Nur mitunter vermisst man
die Frische und Originalität, die du Prel sonst eigen war. Ueber ihren
Inhalt kann ich mich kurz fassen. Für jeden, der sich mit Psychologie
beschäftigt, ist ihre Kenniniss so selbstverständlich, dass ich es vermeiden
möchte, hier ihren Inhalt zu referiren. Auf eine ins einzelne gehende
Kritik mubb ich verzichten, da sie nur im Zusammenhange mit einer Kritik
der ganzen Anschauungen du Prelis möglich wäre.

Die „Magie" behandelt die „unerforschten menschlichen Fähigkeiten11.
Der erste Theil ist der magischen Physik, der zweite der magischen Psychologie
gewidmet. Der Schlüssel für die magische Physik ist nach du Prel
der thierische Magnetismus oder das Od, für die magische Psychologie der
Monoideismus. Beide Hypothesen verfolgt du Prel bis in die letzten
Konsequenzen. Beiläufig sei nur bemerkt, dass du Prel mit seiner Ueber-
schätzung der Odlehre - namentlich in der Suggestionslehre — ziemlich
vereinzelt dastehen dürfte, du Prel hat sich hier in eine Sackgasse verrannt.

In der magischen Physik werden Telepathie, Hellsehen, odische
Exteriorisation, sympathetische Kurmethode, magnetisirtes Wasser, Gravitation
und Levitation, Tischrücken, Wünschelruthe und mystische Wurfgeschosse
behandelt. Die Psychologie beschäftigt sich mit dem Problem
der Lebenskraft, dem exteriorisirten Od (Tischrücken, sensitive Prognose,
magnetischer Rapport), verschiedenen Problemen des Somnambulismus,
Fernsehen, Monoideismus und dem allgemeinen Einfluss psychischer Faktoren
in der Magie.

In der Monographie „Vorgeburtliche Erziehung11 wird der Einfluss
von Vorstellungen und Autosuggestionen auf die Leibesfrucht behandelt.

Mag man über die von du Prel verfochtenen Ansichten denken wie
man will: kennen -nuss man sie. Man kp-nn sie — wie der Unterzeichnete
— zum Theil für irrig und phantastisch halten: ihre Kenntniss ist uner-
lässlich und man wird aus ihnen stets Belehrung und Anregung schöpfen.
Die reine Freude, die nur der Anblick eines klassischen Kunstwerkes gewährt
, wird uns auch bei der Lektüre dieses Werkes zu Theil. Ein Werk, das
du J*rel's Namen trägt, ist geadelt. Darum bedarf es keiner Empfehlung. —

Die Ausstattung des Buches ist seines Inhaltes würdig. Dr. E. Bohih


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