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Zum Gutachten der 0. P. F. über die Transscend.-Photographien. 265
Bad Pinkenmühle (bei Mellenbach, Thür.)
den 21. März 1900.
Sehr geehrter Herr Professor!
Obwohl ich schon seit einigen Tagen im Besitz des
letzten Heftes der „Psych. Stud." bin, welches eine sehr
abfällige Kritik jener im Oktober- und November-Heft v. J.
veröffentlichten Demmler'sehen Photographien enthält, so war
ich mir doch im Zweifel darüber, ob und was ich darauf
antworten soll. Sie ertheilten mir zwar in bereitwilligster
Weise das Wort und erwarten jedenfalls eine diesbezügliche
Nachricht von mir zu erhalten, aber — was soll ich auf
ein in so unzarte Form gekleidetes Urtheil hin sagen?
Ich gehöre nicht zu Denen, welche etwa einer ihnen
einmal theuer gewordenen Ueberzeugung zu Liebe folgerichtige
Schlüsse ohne weitere Prüfung verwerfen; diese Stellungnahme
erkennt man schon unschwer aus meinem jeweiligen
Begleitschreiben zu den veröffentlichten Bildern. Aber ich
kann auch nicht so ohne Weiteres dem rein negativen Er-
gebniss der Breslauer photographischen Sektion bis zur
letzten Schlussfolgerung zustimmen, denn meine Beurth eilung
gründete sich bisher weniger auf den objektiven
Eindruck, den diese Bilder machen, als vielmehr auf die
begleitenden Umstände, unter denen dieselben entstanden.
Ich müsste folglich, um meine Stellungnahme zu rechtfertigen,
bezw. die Echtheit der Bilder zu beweisen, meine sämmt-
lichen Erfahrungen mit dem Medium vor,
während und naen diesen Experimenten veröffentlichen
, was ich mir übrigens für später vorbehalte,
ferner müssten, wie auch Sie schon andeuteten, die anderen
Theilnehmer an jenen Sitzungen, soweit dies
möglich ist, bewogen werden, ihr Zeugniss in der gleichen
offenen Weise auszusprechen.
Besonders überzeugend wirkte seiner Zeit eben das
Bild IV, welches einer der Theilnehmer als das seiner
verstorbenen Mutter wieder erkannte, wobei er zuliess, dass
wir Vergleiche mit vorhandenen Gemälden anstellten. Ferner
auch die 6. und 7. Aufnahme, welche letztere auf medialem
Weg als das Bild meines verstorbenen Vaters
bezeichnet wurde, während ich bestimmt weiss, dass
das Medium nie zuvor weder ein Bild meines
Vaters, noch diesen selbst gesehen hat. Darauf
hin sandte ich damals das angebliche Portrait an meine
Mutter mit der Bitte um eine Erklärung darüber, ob sie
hierin eine Aehnlichkeit mit einem verstorbenen Familienmitglied
erkenne und erhielt umgehend die Antwort: „Es
kann nur Papa sein!" — Und doch sind diese beiden
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