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266 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 5. Heft (Mai 1900)
Bilder, nach dem Ausspruch der Breslauer Kommission,
„gerade die verfänglichsten!"
Das Urtheil jener Herren hat mich daher in mehr als
einer Beziehung schwer enttäuscht und zwar nicht etwa
deshalb, weil ich auf ein günstiges Ergebniss hoffte, denn
ich selbst wies ja schon zuvor auf die wichtigsten Verdachtsmomente
hin; aber ich erwartete wenigstens den Versuch
einer okkulten Erklärung.— Jeder Unbefangene muss
ja wohl zugeben, dass schon das Urtheil ehrenwerther Zeugen,
die jeden Versuch, Familienangehörige des Mediums oder
Frau Demmler selbst zu verdächtigen, auf das Entschiedenste
zurückweisen, sowie die schon angeführte nachträgliche
Identifizirung ein Comit6 von Okkultisten doch mindestens
veranlassen sollte, wenigstens die Möglichkeit übersinnlicher
Vorgänge bei jenen Aufnahmen in Erwägung zu ziehen,
was offenbar nicht geschehen ist Doch — angenommen,
das Urtheil mache nur Anspruch auf ein abstrakt, bezw.
„exakt44 wissenschaftliches, wolle sich also mit der rein
physikalischen Erklärung begnügen, so muss ich doch bemerken
, dass es in wissenschaftlichen und gebildeten Kreisen
nicht üblich ist, eine in zuvorkommendster Weise zur
Diskussion gestellte Frage in einem ironisch-satyrischen Ton
zu behandeln, wie er in dem angeführten Satz gipfelt:
„difficile est satiram non scribere!"
Gestatten Sie mir nur noch eine kurze Bemerkung, Aus
Pietät gegen meinen verstorbenen Vater hatte ich bisher
die beiden Aufnahmen 6 und 7 stets für mich behalten und
übersandte sie erst auf wiederholtes Bitten unter
Zusicherung strengster Diskretion Herrn Dr. E. 2?0Än-Breslau,
und zwar erst nachdem mir dieser wörtlich geschrieben hatte:
„Ich garantire Ihnen, dass die Familienbilder
niemand zu sehen bekommt!" Und doch wurden gerade
diese Aufnahmen nachher von der photographischen
Sektion öffentlich in den Schmutz der Lächerlichkeit gezogen
.
Ich kann mich daher aus allen obigen Gründen nicht
dazu entschliessen, mit der Breslauer Kommission mich in
eine Debatte einzulassen, sondern überlasse es dem Urtheil
jedes Einzelnen Ihrer Leser, sich mit den meinerseits rein
sachlich berichteten Thatsachen nach eigenem Gutdünken
abzufinden. Indem ich Ihnen, hochgeehrter Herr Professor,
noch für Ihr Nachwort im März-Heft danke, in welchem
Sie nochmals die bezeichnendsten Beweise betonten und
meinen stets eingenommenen objektiven Standpunkt wahrten,
grtisse ich Sie hochachtungsvoll als Ihr ergebener
Dr. mih. Hotz.
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