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Zum Gutachten der G. P. F. über die Transscend.-Photographien. 271
ahmungen unterscheiden lassen und von geschickten Photographen
ebenso täuschend nachgeahmt werden, wie geschickte
Gaukler andere spiritistische Manipulationen täuschend
kopiren, so hätte es doch den Breslauer Herren bei nur
einiger Routine nicht entgehen können, dass sie es hier mit
echten Geisterphotographien zu thun hatten. Gern will ich
einräumen, dass die Breslauer G. P. F. durch Veröffentlichung
ihres etwas übereilten wissenschaftlichen Gutachtens, der Mitwelt
in dieser so hochwichtigen Angelegenheit zu nützen und
die Wahrheit ans Licht zu ziehen suchte; nachdem Sie aber,
vereintester Herr Doktor, der qu. Gesellschaft mit liebenswürdigster
Zuvorkommenheit die Platten zur Prüfung überlassen
halten, war es ihre nächste Pflicht, vor irgend
welcher öffentlichen Besprechung, sich von Ihnen
über die Genesis, d. i. über die Entstehung der Geisterphotographien
schriftlich nähere Daten zu erbitten und diesen
sehr wichtigen Punkt bei ihrem Gutachten zu
berücksichtigen.*)
Wir dürfen dabei nicht verkennen, dass sie sich der
Oeffentlichkeit gegenüber den bestrickenden Titel einer exakt
wissenschaftlichen Gesellschaft beilegen, von der Jedermann
mit Recht ein massgebendes Urtheil in einer Präge erwartet,
für deren richtige ßeurtheilung dem allgemeinen Publikum
noch jedes Verständniss fehlt. Es ist daher sehr zu bedauern,
dass die betreffenden Herren nun durch ihr schiefes Urtheil
unserer Sache so sehr geschadet haben. Im Gegensatz dazu
*} Hierzu kann ich nicht umhin zu bemerken, dass der von mir in
meinem Nachwort erwähnte Herr schon im vorigen Sommer in meinem
Auftrag bei Herrn Heckner in Braunschweig oft deshalb angeklopft hatte,
ohne vorgelassen zu werden oder auf schriftliche Anfragen Antwort zu erhalten
. Herr Heckntr bittet mich in einem freundlichen Begleitschreiben,
diesen Umstand mit seiner fatalen damaligen Lage entschuldigen zu wollen.
Die Angabe der näheren Einzelheiten bei der Entstehung der fraglichen
Bilder sei für ihn eine wahre Sisyphusarbeit, weil sein Gedächtniss (was bei
seinem hohen Alter begreiflich ist) erst nach und nach sich wieder aller von
ihm erlebten Thatsachen erinnere. Der Besitzer der Platten, Herr Dr. Bolz,
welcher die Absicht gehabt habe, selbst ein Werkchen über Geisterphotographie
zu schreiben, habe hierzu kerne Zeit gefunden, indem er im letzten Sommer,
nach seiner Thätigkeit als Assistenzarzt auf dem Königstein im Taunus, zuerst
nach Amerika zurückzukehren beabsichtigte, dann aber seine jetzige Naturheilanstalt
käuflich erwarb, was selbstredend seine ganze Kraft in Anspruch
nahm, so dass Freund Heckner auch von dieser Seite lange vergeblich auf
ein Lebenszeichen warten musste. Der ganze Verlauf dieser Angelegenheit
scheine ihm übugens „von Oben geregelt" worden zu sein, da er selbst erst
durch solche Rippenstösse zur kräftigen Gegenwehr getrieben worden sei,
indem es ihm viel leichter falle, auf eine bestimmte Vorlage hin zu antworten,
und erst der Angriff der Breslauer Herren, die „dem Spiritismus den Garaus
machen zu wollen'* schienen, ihn so heftig erregte, dass er es a!s „seine
heiligste Pflicht betrachtete, die Wahrheit ans Licht zu ziehen!" — Red.
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