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272 Psyobfcche Studien. XXVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1900.)
spreche ich dem Herrn Redakteur im Namen meiner Gesinnungsgenossen
meinen aufrichtigsten Dank aus für seine
ruhige, sachgemässe Besprechung dieser hochwichtigen Frage
und für seine unermüdlichen Bemühungen, die Wahrheit
ans Licht zu ziehen.
Der Wichtigkeit der Sachlage entsprechend, will ich es
nicht unterlassen, soweit sie mir erinnerlich sind, diejenigen
Vorgänge noch näher zu schildern, unter denen die beiden
wichtigsten und beweisendsten Photographien Nr. 11 und
12 (Bild III) zu Stande gekommen sind, und bitte Sie
freundlichst, etwaige Abweichungen von den Ihnen bekannten
wirklichen Thatsachen in Ihrem nächsten Schreiben raoniren
zu wollen. -
Die Aufnahmen geschahen, wie üblich, gegen 12 Uhr
Mittags am 5. Februar 1892. Die Sitzung wurde unter
besonders günstigen Bedingungen abgehalten. Es war ein
heiterer Tag, Frau Demmler fühlte sich körperlich wohl und
war mit den übrigen Theilnehmern in sehr harmonischer
Stimmung. Ausser den bisherigen medial veranlagten Personen
, dem stark positiv magnetischen Schwager der Frau
Demmler, Robert Demmler, und Ihnen, verehrtester Herr Doktor,
nahm noch der Partikulier . . ♦ ., ein gleichfalls sehr stark
medial begabter Herr, bei dessen nur loser Berührung von
Tischen dieselben in so heftige Bewegung geriethen, als
wollten sie einen Indianertanz aufführen, an der Sitzung
Theil. Die erste Exposition, die erfolgte, nachdem Frau
Demmler durch einige magnetische Striche ihres Schwagers
in Trance versetzt war und durch den leise hervorgestossenen
Laut: „Nu" das Zeichen zur Oeffnung der Objektivkapsel
gegeben hatte, dauerte vier Sekunden; dann wurde die
Kassette ausgetauscht, und nach vier Minuten begann die
zweite Aufnahme, die ebenfalls vier Sekunden währte. Nach
Schluss der zweiten Exposition wurde dem noch im Trance
befindlichen Medium, wie üblich, eine Tafel mit Schieferstift
auf den Schooss gelegt, worauf sie auf die Tafel schrieb:
„Für Dich, mein Sohn!" Gleich darauf gingen Sie, Herr
Doktor, in die Demmler'sehe Küche, um beide Platten zu
entwickeln. Zu Aller freudigster Ueberraschung waren auf
den Platten zwei sehr gelungene Geistergestalten zu sehen,
die in der Lage des rechten Armes etwas von einander abwichen
, und welche der nicht genannt sein wollende
Partikulier ... als unverkennbare Photographie seiner vor
dreissig Jahren verstorbenen Mutter wieder erkannte. Auch
meine Frau und meine jetzt in Berlin lebende Schwägerin,
Frau Valentin, bestätigten später, dass es unverkennbar das
Abbild der Mutter jenes Partikuliers sei. Von dieser Dame
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