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Zum Gutachten der ö. P. P. über die Transsoend.-Photographien. 273
existirte nur ein Oelbild aus ihren jüngeren Jahren, worauf
sie schon Locken tragend abgebildet war, welches uns der
Sohn einige Tage später, zum Beweise der sprechenden
Aehnlichkeit der Photographie mit dem Oelbilde, vorlegte.
Die Photographien sind, wie ich schon früher erwähnte,
derart, dass sie in so charakteristischer Form einer Geister-
photographie selbst von dem geschicktesten Photographen
nicht nachgemacht werden können. Der Einwand der Breslauer
Herren, dass sich das Verschwommene des Unterarmes durch
eine Bewegung desselben künstlich erzielen lasse, ist vornehmlich
bei der Gestaltung der ätherischen Materie auf
Bild Nr. 12 nicht stichhaltig; denn bei einer derartigen
Bewegung könnte der Oberarm nicht eine so scharfe Kontour
beibehalten.*) — Betreffs Kritik der Bekleidung der Geistergestalten
bemerke ich, dass es in den Materialisationssitzungen
der Frau Demmter sehr häufig der Fall war, dass die ätherischen
Gestalten, deren oft binnen einer Stunde nacheinander zehn
und mehr erschienen, welche in Grösse, Haartracht, Bekleidung
von einander verschieden waren und dann und wann gleichzeitig
mit dem, tief und schwer athmenden, zwischen den
Sitzungsteilnehmern in der Nähe des Vorhangs befindlichen
Medium auftraten, mit Tüchern und Kleidungsstücken, die
sich in Nebenräumen in verschlossenen Möbeln befanden,
sowie mit Umhängen von Gardinenstoffen, grobem Nessel
und tüliartigen Schleiergeweben von sehr zarter Konstitution
in reichster Fülle bekleidet erschienen.**) Unter günstigen
*) Wenn man auf dem Gebiete der Tiansscendental-Photographie über
das ABC noch nicht hinausgekommen ist, d. h. selbst noch niemals Gelegenheit
hatte, mit derartigen Medien zu experimentiren, sollte man doch in einer so
wichtigen Sache sich wenigstens die redlichste Mühe geben, ehe man ein für
die OefFentlichkeit massgebend sein sollendes Urtheil abgiebt,sich mindestens
durch Proben aufs Sorgfältigste zu orientiren. Was aber die
Breslauer Herren über die muthmassliche Herstellung der Bilder vorbringen,
beweist mir nur, dass sie sich noch nicht einmal bemüht haben,
selbst Nachbildungen nach dem von ihnen beliebten Rezept
mit Hilfe lebender Peisonen, die den betreffenden Geist
markiren sollen, herzustellen; sonst würden sie ohne Zweifel
zu der auf exakter Erfahrung beruhenden Erkenntniss gekommen sein, dass
solche künstliche (resp. betrügerische) Nachbildungen
ein ganz anderes Aussehen haben, als die ihnen vorgelegten
echten Originale. Insbesondere würde es wohl rein vergebliche Mühe sein,
derartige verschwommene ätherische Gebilde (bezw. Odmassen) durch willkürliche
Bewegungen einer lebenden Person herzustellen. Und nun voüends die
lückenhafte Doppelbelichtung bekommt, wie ich als Sachverständiger
solange zu behaupter wage, bis ich die Gegenprobe gesehen habe,
doch der geschickteste Photograph nicht fertig. — ß.
**) Eine die Betrugshypothese ausschliessende Erklärung dieser fast
unbegreiflichen Erscheinung könnte vielleicht die im April-Heft veröffentlichte
Studie von Revel über diesen Gegenstand bieten. Red.
Psychische Studien. Mai 1900. 18
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