Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 286
(PDF, 212 MB)
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286 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1900.)

fassung der gegenseitigen Beziehungen zwischen dem Be-
wusst8ein der Körperlichkeit und den Aenderungen der
Persönlichkeit zu gewinnen suchen,

Kraepelin äussert sich in seinem bekannten Lehrbuche
über das Symptom des alternirenden Bewusstseins folgender«
massen: „Vereinzelt (?) sind die Beobachtungen von sogenanntem
„doppelten Bewusstsein", in denen eine förmliche
Verdoppelung der Persönlichkeit stattfindet. Die Kranken
bieten hier in wechselnden Abschnitten ihrer Psychose nicht
nur gänzlich verschiedene Zustände dar, sondern sie bewahren
auch die Erinnerung jeweils immer (?) nur für den
gleichartigen Zustand, wie jener Packträger, der sich in der
Betrunkenheit an dasjenige erinnerte, was er in früheren
Räuschen gethan hatte, während ihm in nüchternen Zeiten
diese Erinnerung vollkommen fehlte. Die Uebereinstimmung
mit gewissen Erscheinungen bei hypnotischen Zuständen
liegt hier nahe." Diese Darstellung erschöpft freilich die
Fülle des vorliegenden Beobachtungsmaterials nicht. Das
Beispiel vom betrunkenen Packträger kennzeichnet uns eine
durch Intoxication immer gleichartig hervorgebrachte Abspaltung
von Vorstellungsreihen, durch welche das deutliche
Hervortreten anderer bedingt ist. Es ist übrigens eine
derjenigen Erzählungen, die wir fast in jeder Schrift über
das „Doppel-IcLtf, bei Aerzten, Psychologen und Laien, mit
grosser Regelmässigkeit wiederfinden.

Emminghaus sieht es als charakteristisch für das doppelte
Bewusstsein, das er zu den Erinnerungsstörungen rechnet,
an, dass die Reproduktion auch der gewöhnlichsten Vorstellungen
plötzlich absolut abgeschnitten erscheint, und ein
kindischer völlig unwissender Zustand eintritt, eine tabula
rasa. Das stimmt für viele Fälle, durchaus nicht für alle.
Die Packträgergeschichte kennt er auch. Merkwürdig ist
seine Erfahrung, dass dieses Symptom bei chronischen Tobsuchtsanfällen
— siehe Jessen! — nicht ganz selten sei.
Auch Kirchhof spricht nur von der Unmöglichkeit der Reproduktion
auch der gewöhnlichsten Vorstellungen und sieht
in der bei den genannten Zuständen auftretenden Amnesie
etwas absolut Wesentliches.

Bezüglich der Prüfung der Erinnerung, die doch in
manchen Fällen die alternirenden Zustände verbindet, bemerkt
Janetj man müsse noch besonders gegen eine
Schwierigkeit gewappnet sein: die Zeiten der Amnesie
werden oft von den Kranken mit phantastischen Erzählungen
ausgefüllt, für welche objektive ünterlagen fehlten.
Die Beurtheilung bedarf also der Uebereinstimmung der
objektiven und subjektiven Thatsachenbefunde. Uebrigens


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