Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 291
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0298
Riohet: Ueber die Bedingungen der Gewissheit. 291

ich, ist uns vollkommen begreiflich. Alle sind unter einander
verknüpft, und wenn wir wirklich eins verständen, würden
wir alle verstehen. —

Als ich mich zuerst mit den sogenannten okkulten
Wissenschaften zu beschäftigen anfing, waren es Experimente
mit Somnambulismus, welche ich anstellte. Zu jener
Zeit, im Jahre 1873, war der Somnambulismus noch eine
geheimnissvolle, magische Wissenschaft, und in dem Bericht
über meine Versuche begann ich mit den Worten: „Es )
bedarf eines gewissen Muthes, um das Wort Somnambulismus '
auszusprechen." Ich war, glaube ich, berechtigt, diesen Muth
zu haben, denn einige Jahre später (möglicherweise haben
meine eigenen Arbeiten auch dazu beigetragen) wurde der
Somnambulismus von der Wissenschaft acceptirt. Der
hypnotische Trance ist nunmehr, wie Sie wissen,
Gegenstand der allgemeinen Eenntniss; er ist in den
gewöhnlichen medizinischen Unterricht aufgenommen, und
wird ebensowenig bezweifelt, wie die Pocken und die
Cholera. So kann eine okkulte Wissenschaft in zwanzig
Jahren klassisch werden.

Im Laufe dieser Studien waren mir hin und wieder
Fälle von Hellsehen, Ahnung und Telepathie
vorgekommen; aber diese Fakta wurden von allen Seiten
verleugnet und verspottet, und ich war noch nicht vorurteilsfrei
genug, um sie zu glauben. Ich schloss meine
Augen vor Phänomenen, welche klar vor mir lagen, und
ehe ich Notiz von ihnen nahm, zog ich es vor, sie ganz
abzuleugnen! oder, ich möchte lieber sagen, anstatt diese
unerklärlichen Phänomene zu untersuchen, beachtete ich sie
nicht und hielt sie für Illusionen oder Beobachtungsfehler.

Ja in meiner unbedingten Achtung vor der klassischen
Tradition spottete ich über das, was man Spiritismus
nannte, und als ich die von Herrn Crookes veröffentlichten,
erstaunlichen Berichte gelesen hatte, brach ich — ich bitte
ihn hier öffentlich um Entschuldigung — in ein schallendes
Gelächter aus. Aber nun schlage ich ebenso, wie mein
Freund Ochorotvicz an die Brust und rufe: Pater peccavi[
Wie durfte ich nur glauben, dass der Gelehrte, der das
Thallium entdeckt und das Radiometer erfunden hatte, der
Vorläufer Röntgenh, grobe und auffallige Fehler begehen und
sich jahrelang durch Betrügereien täuschen lassen konnte,
welche ein Kind entdeckt hätte! Ein spiritistisches (ich
behalte das Wort bei, obgleich es überhaupt keiner theoretischen
Vorstellung entspricht) Experiment sollte meine
Ungläubigkeit erschüttern. Ein Freund von mir entdeckte
nämlich, dass er die merkwürdige Eigenschaft besässe, einen

19*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0298