Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 292
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0299
292 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1900.)

/ Tisch in gewisse, von ihm zwar ungewollte, aber nichtsdestoweniger
intelligente Bewegungen zu versetzen, das heisst,
j man konnte Fragen stellen, und Antworten erhalten, von
j denen er keine Kenntniss hatte, obgleich er völlig wach
» blieb und sein persönliches Bewusstsein durchaus intakt
4 schien. Da ich nicht willens war, eine unbekannte Ursache
anzunehmen, erfand ich als Erklärung dieser seltsamen
Thatsache die Theorie des Halbsomnambulismus, eine
Hypothese, welche heute, und zwar mit Recht allgemein
verworfen ist; dies war im Jahre lb83. Einige Jahre vorher
hatte ein Verwandter von mir in meiner Gegenwart eine
telepathische Halluzination unter höchst merkwürdigen
Umständen gehabt. Aber das hatte damals keinen
besonderen Eindruck auf mich gemacht. Als Sie jedoch in
Ihren Proceedings immer mehr derartige Thatsachen zur
öffentlichen Kenntniss brachten, musste ich des öfteren an
diese, von mir selbsterlebte Wahrhalluzination denken, und
ein zweifelndes Hin- und Herschwanken bemächtigte sich
meiner.

Allerdings kann ich zu meiner Entschuldigung anführen,
dass ich als Physiologe von Beruf mit allem anderen eher,
als mit mystischen Dingen zu thun hatte. Ich hatte mir
eine skrupulöse Achtung vor Thatsachen, eine gewohnheits-
mässige und nüchterne Beobachtung angeeignet, die von
strengen Beweisen — dem Gleichgewicht, dem Myographen,
der chemischen Reaktion — geleitet war. Ich begann mich
durch entgegengesetzte Strömungen nach zwei Bichtungen
gezogen zu fühlen. —

Es wäre sehr zu wünschen, dass psychische Experimente
exakten Messungen unterworfen werden könnten. Aber Sie
wissen sehr wohl, dass dies nicht möglich ist. Bei den
gelungensten Experimenten mit Sensitiven giebt es immer
ein „caput mortuum", welches sich der Analyse entzieht, —
etwas Unbestimmtes und Ungenaues, welches diejenigen nicht
befriedigen kann, die zum Motto die Worte: „Omnia in
numero et pondere" erwählt haben, welche die Wissenschaft
regieren.

Aber andererseits zeigte mir die Geschichte der Wissenschaft
, welchen Irrthümern diejenigen ausgesetzt sind, die
offenkundige Thatsachen ignoriren. Auch dem einsichtsvollsten
unserer Vorgänger entging manches auffällige Phänomen,
einzig aus dem Grunde, weil er es nicht verstehen konnte.
„Kann es nun", sagte ich zu mir selbst, „mit diesen psychischen
Phänomenen nicht ebenso sein ? Der Unwissende leugnet sie
ab, der Gelehrte ignorirt sie, aber trotz alledem existiren
sie vielleicht."


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0299