Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 311
(PDF, 212 MB)
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Dessoir: Die neue Geisterlehre.

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ist, dass demnach die Erklärungsversuche der Piper sehen
Leistungen sich auch nicht auf die Telepathie wie auf einen
zweifellosen Naturvorgang berufen dürfen, sondern höchstens
sie als eine unter anderen Hypothesen heranziehen dürfen.

Die Geisterlehre hat anscheinend einen grossen Vorzug?
sie deckt alles Faktische. Richtige Angaben über vergangene
und zukünftige Ereignisse, über anwesende und
entfernte Personen begreifen sich aus ihr, weil man den
extramundanen Wesen alle möglichen Fähigkeiten beimessen
kann. Unrichtige Angaben sind erklärlich, da durch den
gewaltigen Riss des Todes viel vergessen worden sein mag,
oder da die Maschine des „medialen11 Körpers nicht genau
genug arbeitet, oder da die Fragen der Beisitzer dem Geist
nicht ganz deutlich werden u. s. w. Aber gerade diese
kautschukartige Dehnbarkeit der Theorie spricht gegen sie.
Als man die Urzeugung lehrte, das heisst die Entstehung
von Lebewesen aus unorganischem Stoff, besass man eine
Theorie, die alle bekannten Thatsachen von dem Ursprung
niederster pflanzlicher und thierischer Gebilde zu decken
schien. Erst die genaue Untersuchung zeigte, dass dieser
oder jener Einzelfall besser anders erklärt werde, und die
fortschreitende Detailarbeit verscheuchte jene umfassende
Allgemeinerklärung immer mehr. So wird es der Wissenschaft
auch auf diesem Gebiete ergehen. Jeder kleinste
Einzelfall erfordert seine eigene Aufhellung, und so mühselig
sie sein mag, sie muss vorgenommen und darf nicht einer
oberflächlichen Massentheorie geopfert werden. Bei dem
noch immer ~ recht dürftigeif Material und in dem gegenwärtigen
Abschnitt der Untersuchung sollte überhaupt keine
zusammenfassende Theorie aufgestellt werden, geschweige
dehn eine so umwälzende. Vielleicht würde die detaillirte
Zergliederung jeder einzigen Piper'&chen Mittheilung den
Nachweis liefern, dass sie wissenschaftlich nicht so über
alles Maass ausserordentlich ist, sondern mehr dramatisch
wirksam; etwa wie ein Zusammenstoss unserer Erde mit
einem andern Weltkörper wissenschaftlich nicht unmöglich,
aber freilich höchst wirkungsvoll wäre. — Wer durch sorgsames
Studium der amerikanisch-englischen Berichte zu der
Ueberzeugung gelangt ist, dass nicht alles blosser Schwindel
sein kann, ist leicht geneigt zu fragen: wie ist das möglich?
Auf diese allgemeine Frage giebt es meines Erachtens augenblicklich
keine Antwort. Nur über jeden einzelnen Vorgang
kann eine Untersuchung angestellt und mit einer erläuternden
Vermuthung abgeschlossen werden.

Ja, selbst nach dieser argen Einschränkung bleibt noch
ein Bedenken übrig. Ich habe bereits oben angedeutet, wie


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