http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0328
Kurse Notizen.
321
sind bekanntlich feindliche Einflüsse böswilliger oder allzu-
misstrauischer Zirkeltheilnehmer. Ohne Licht kann auch
der grösste Gelehrte keine Photographie herstellen; warum
soll nun Licht bei spiritistischen Phänomenen nicht schaden,
während es doch z. ß. auf salpetersaures Silber, Jod, rothes
Blutlaugensalz usw. zersetzend einwirkt ? —
Und dann, was nützt es, wenn deutsche Gelehrte für
sich allein die Unfehlbarkeit in Anspruch nehmen? Mögen
sie doch das Zeugniss des berühmten Chemikers Crookes,
eines Wallace, de Rochas, Brofferio% Acevedo, Butlerow, Aksakow
usw., usw. auch als werthvoil ansehen, oder selbst pro-
biren! Haben sie nicht einen Reicheribach, einen du Prel
verhöhnt? Trotzdem sie anerkennen müssen, dass die Lehre
des von den Akademikern seiner Zeit verfolgten Mesmer
begründet war. schämen sie sich, das an ihm begangene
Unrecht offen einzugestehen und sind froh, durch des englischen
Wundarztes James Braid (1795—1800) Anerkennung
, die Begriffe flypnotismus und animalischer Magnetismus
verquicken zu können! Bevor also solche Herren
von Frau d?Esptrance erwarten, dass sie sich ihnen zur
Verfügung stellt, mögen sie die unter strengen Testbedingungen
mit derselben vorgenommenen Versuche in London
und anderen Städten England's, in Christiania, Gothenburg
usw. in den betreffenden Berichten nachlesen, sowie
namentlich das Werk der Frau d'Esperance selbst: „Sha-
dow land or light from the other side.a — Die spintuali-
stjsche Lehre wird durchdringen, und zwar schneller
als man denkt, ob nun die deutschen Stubengelehrten dafür
oder dagegen sind, — ob sie lediglich den Animismus anerkennen
wollen oder beiden Lehren nebeneinander ihre Berechtigung
einräumen. Das ist meine feste. Ueberzeugung.44
b) Eine angebliche Marsbewohnerin. — Herr
Flournoy, Professor in Genf, lenkt die Aufmerksamkeit
auf eine junge Frauensperson, eine seiner Patientinnen,
welche in somnambulem Zustande die Behauptung aufstellt,
sie habe bereits drei Vorexistenzen gehabt — die erste
auf dem Planeten Mars, die zweite in Indien und die dritte
in Frankreich zur Zeit Marie Antoinette's. Im Trancezustande
spricht und schreibt sie eine Sprache, welche sie als vom
Mars stammend angiebt. Ebenso spricht sie Sanskrit und
Arabisch, während ihr doch in ihrem jetzigen Leben jede
Gelegenheit gefehlt hat, diese Sprachen zu erlernen; und
die Vorkommnisse, welche sie erzählt, sind historisch, wenn
auch nur den Forschern des Ostens bekannt. Der Fall
wird augenblicklich durch Pierre Janet, Obrist de Rochas}
Prof. Charles Richet und andere hervorragende Psychologen
Psychische Studien. Mai 1900. 21
•
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0328