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Kurse Notizen.
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e) Zum Erklärungsversuch Revel's erhielten
wir nachfolgende, sehr schätzenswerthe Zuschrift, welche den
von Herrn Heckner in seinem .,Offenen Brief" in Abth. I
aufgestellten, zunächst fast unglaublich erscheinenden Behauptungen
über Phantomgewänder eine neue Stütze zu
geben scheint: „Hochgeehrter Herr Professor! Den von
Ihnen übersetzten und mit werthvollen Zusätzen versehenen
Revel'&chen Artikel „Versuch zur Erklärung der Gespenstererscheinungen
" im April-Heft (Abth. I) habe ich mit grossem
Interesse gelesen. Ich muss indessen gestehen, dass mir der
Einwand der bei den Phantomen beobachteten Gewänder
durch diesen Erklärungsversuch nicht aus der Welt geschafft
zu sein scheint; denn die Gewänder sind nicht nur mit dem
Gesichts- und Tastsinn beobachtet worden, sondern es ist
doch auch wiederholt ihre objektive Realität, wie jene
der Phantome selbst, von unanfechtbaren Zeugen festgestellt
worden. Ich selbst bin im Besitze eines Schleierstückchens,
das ich — wie in der Broschüre „Meine Erfahrungen auf
dem Gebiete des Spiritismus" bereits berichtet ist — von
der Gewandung eines Phantoms eigenhändig abgeschnitten
habe, und zwar unter Umständen, die einen Betrug von
Seiten des Mediums (Mrs. d'Espfrance) völlig ausschliessen.
Auch die ganze Art der Entstehung und Erscheinung der
Phantome, wie sie in den Sitzungen mit diesem Medium
vorkommen, und im April-Heft (Abth. III) der „Psych. Stud."
neuerdings auf gleiche, mit meinen Erfahrungen ganz übereinstimmende
Weise, wie vorher schon von Anderen und
mir beschrieben worden sind, dürfte durchaus gegen ein
blosses Halluzinations-Phänomen sprechen, auch wenn man
wie Revel ein sogenannte „wahre" oder objektiv veranlasste
Halluzination annehmen will. Es ist überhaupt zu bedauern,
dass neuerdings auch Okkultisten einem E. v. Hartmann und
einem A. Lehmann in dem Bestreben nacheifern, aprioristischen
Hypothesen zu Liebe unbequeme, von anderen konstatirte
Thatsachen einfach zu ignoriren. Meiner Ansicht nach sollten
gerade die psychologischen Gesellschaften es sich zur Aufgabe
machen, unter dem vorhandenen Material die zuverlässigen
Thatsachen auszusondern und als solche zu bezeichnen, um
eine sichere und genügend breite Grundlage für Erklärungsversuche
zu gewinnen. Statt dessen scheint immermehr ein
Skeptizismus um sich zu greifen, der am liebsten nur jene
Phänomene gelten lassen möchte, welche uns die physiologische
Psychologie .,exakt wissenschaftlich" erklären kann.
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