Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 326
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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326 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. f>. Heft. (Mai 1900,)

Es ist einfach unbegreiflich, wie Z. den psychischen Automatismus, das
Doppelbewusstsein in seinen verschiedenen Formen, die Exteriorisation der
Bewegung, mit ein paar Zeilen übergehen konnte. Man erkennt daraus
, dass L. den springenden Punkt im sogenannten Spiritismus überhaupt
nicht kennt. Nur so war es möglich, dass ganz unvermittelt die Glossolalie
als Anhängsel nachgehinkt kommt. Und was ist das für eine Art wissenschaftlicher
Behandlung! Die Untersuchungen der S. P. R., von James,
Wickede, Kerner, LemaUre und Floumou u. s. w. kennt L. überhaupt
nicht. Mit keinem Worte wird klargelegt, dass wir es mit einer besonderen
Form des Automatismus zu thun haben. Ein paar historische Brocken,
der unvermeidliche Fall Edmonds und die sehr oberlächüche Beobachtung
Lehmann1* ist alles, was h. darüber anführt.

Die Darstellung der übrigen Gebiete ist bei weitem besser, theilweise
ausgezeichnet. Der Grundgedanke Z.'s ist, nachzuweisen, dass die angeführten
supernormalen Fähigkeiten nicht die Annahme eines übersinnlichen
Prinzips (Seele, erfordern, sondern durch die Gehirnp"hys?ologie erklärbar
sind Die Frage, ob es ein Hellsehen giebt, lässt mit Recht unentschieden
, hält aber seine Annahme für wahrscheinlich. Ueberrascht schon
dieses Zugeständniss — würde L. die Hypothese der unbewussten Telepathie
gekannt haben, hätte er sich wohl kaum dazu entschlossen — , so wird man
noch mehr erstaunt sein, L. als Vertreter der Wahrhalluzination und der Telepathie
zu begegnen. Beide Kapitel sind ebenso vorurtheilsfrei wie gründlich
geschrieben. Zu bedauern ist nur, dass jeder genaue Quellennachweis
fehlt. Wissenschaftlich bietet die Darlegung allerdings auch hier schwache
Punkte. Die Hypothese der unterbewussten Telepathie, die unsere bisherigen
Theorien über den Haufen zu werfen droht (Leu/, Hudson, Bodgson,
Sidgwick) ist mit keinem Worte gestreift. Nach diesen neueren Untersuchungen
kann die Behauptung Z.s, es sei seitens des Agenten eine
Concentration des Denkens auf die mitzutheilenden Bewusstseinselemente
erforderlich, ebensowenig als erwiesen gelten, wie jene, dass zwischen Agent
und Perzipient Bekanntschaft oder Verwandschaft erforderlich ist. Eine
Erklärung der Telepathie giebt L. nicht. Er behauptet, ein physisches
Agens müsse die Verbindung von Gehirn zu Gehirn vermitteln. Als
einzigen Beweis führt er aber die von du Frei aufgestellte Analogie mit
dem MarconPschen Telegraphen an.

Die Ausführungen über Ahnungen bemühen sich, den Nachweis zu
führen, dass ein zeitliches Fernsehen thatsächlich wie logisch nicht erwiesen
sei. Die Begründung bietet nichts Neues. Z. vertritt seine Ansicht mit der
grössten Entschiedenheit, da die Annahme einer Erkenntnissform, die nicht
an zeitliche Grenzen gebunden ist, gehirnphysiologisch nicht denkbar sei.

Soweit L. sich auf die positive Darstellung des geschilderten Gebietes
beschränkt, ist seine Monographie eine durchaus beachtenswerthe Leistung.
Der weitere Versuch, kritisch den Zusammenhang mit dem Spiritismus zu
beleuchten, kann auf diese Beurtheilung keinen Anspruch machen. Die
wenigen Bemerkungen, die L. über den Spiritismus macht, beweisen seine
Unkenntniss dieses Gebietes. Ich hatte das Empfinden, als beschränke sich
seine Kenntniss auf die beiden du /Vtf/'schen Reklamschriften.

Wollte L. den Zusammenhang des Somnambulismus mit dem Spiritismus
beleuchten, so lag ihm eine doppelte Aufgabe ob. Er musste das That-
Sachen gebiet, wie die Erklärung durch die Geisterhypothese behandeln.
Ich wies schon oben darauf hin, dass L sich hinsichtlich des Thatsachen-
gebietes seine Arbeit sehr bequem gemacht hat. Die Phänomene, die so recht
eigentlich von den Spiritisten zur Stütze ihrer Theorien herangezogen werden,
übergeht er mit ein paar nichtssagenden Worten. Wir erfahren, dass nach
neueren Untersuchungen das Tischrücken auf bekannten psycho-physio-
logischen Gesetzen beruht (S. 27), und begegnen dann der entgegengesetzten
Behauptung [$. 57), dass für die Bewegung von Korpern ohne Berührung eine


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