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Petrovo-Solovovo: Beobachtungen und Experimente etc. 331
Nachrichten über Sambor ein und korrespondirte mehrfach
mit ihm. Seine Bekannten stimmten darin überein, dass
,er im Grunde „ein guter Kerl", aber schrecklich leichtsinnig
und unzuverlässig sei. Auf Briefe antwortet er sicher
zu spät, zu versprochenen Sitzungen kommt er nicht —
kurz, man muss eine grosse Portion Geduld haben, um mit
ihm zu verhandeln. Seine Honorarforderungen sind sehr
bedeutend; er forderte ausserdem von mir, dass an einer
Sitzung höchstens 8 Personen theilnehmen. Das spricht für
seine Gutgläubigkeit* Jede wissenschaftliche Kontrolle lässt
er zu. Meine Gewährsmänner sind darin einig, dass er In'
seinen Sitzungen dem „eorriger la fortune" nicht widersteht,
wenn ihm Gelegenheit dazu geboten wird. Ob er dabei
zurechnungsfähig handelt, muss dahin gestellt bleiben. Bei
der geringen Zahl leistungsfähiger Medien, die wissenschaftlichen
Untersuchungen zugänglich sind, wäre es erwünscht,
wenn interessirte wissenschaftliche Kreise sich mit der
G. P. F. behufs gemeinsamer Vorbereitung von Sitzungen
mit Sambor in Verbindung setzten. Jedenfalls wird Sambor
für die nächsten Jahre neben Eusapia Paladino das Feld
beherrschen. Dr. E. ßohn.
In den folgenden Seiten beabsichtige ich, den Lesern
eine kurze Uebersicht über einige Experimente mit einem
russischen Medium, Namens Sambor, zu geben.
Ein ehemaliger Telegraphenbeamter, begann Sambor*)
seine Laufbahn als professionelles Medium i. J. 1894. Ich
glaube es war in Kiew, wo er in dieser Eigenschaft debütirte.
Im Mai desselben Jahres kam er zum ersten Mal nach
St. Petersburg, wohin er im Verlaufe des Winters 1894/95,
im Frühjahre 1896 und in den beiden letzten Wintern
zurückgekehrt ist. Die Anzahl der Sitzungen, welche er in
diesen verschiedenen Zeiträumen gab, ist unzählbar. Ich
bemerke jedoch, dass die Experimente, welche ich mit-
zutheilen gedenke, nur einen untergeordneten Theil aller
derjenigen bilden, welche mit ihm gemacht worden sind.
Dieser Umstand darf nicht ausser Betracht gelassen werden.
Ein für allemal bemerke ich, dass das Wort „Experiment"
vielleicht nicht exakt ist; ich müsste richtiger von „Beobachtungen
" sprechen. Thatsache ist nämlich, dass die Phänomene**)
*) Sambor wohnt beständig in Wolhynien und kommt nur im Winter
nach St. Petersburg.
**) Ich werde öfters den Ausdruck „Phänomene" in meinem Berichte
gebrauchen müssen. Um Missverständnisse zu vermeiden, bemerke ich von
vornherein, dass dies an sich selbst nicht schon die Authentizität der
bezeichneten Thatsachen verbürgen soll. Der gleiche Vorbehalt gilt für
Wörter wie Trance etc. oo*
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