Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 356
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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356 Psychische Stadion. XXVII. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1900.)

getreten, verknüpft ferner mit der zwingenden Gewalt aufgedrängter
Suggestivvorstellungen, so lernen wir in den
folgenden Fällen die feineren Autosuggestionen eines
ungezügelten Phantasielebens als Quelle des alternirenden
Bewusstseins kennen. Der Gegensatz zwischen den Träumereien
der Phantasie und der Wirklichkeit des Lebens
führt oft zur Bildung zweier ganz getrennter Ideenkreise.
„Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brusi" klagt Goethe-
Faust. Und Tilnig sagt: „Zwischen dem ungezügelten
Phantasieleben und dem wirklichen alltäglichen Ideenkreise
lässt sich oft kaum mehr eine Brücke schlagen, so wenig
wie zum Traumleben eine Brücke hinüberführt." Die
„pathologische Träumerei" hat Pick in einer hochinteressanten
Studie behandelt und uns zwei interessante Krankengeschichten
, in denen sich dieses Symptom findet, dargeboten.
Von den bisher zusammengestellten Fällen unterscheiden
sie sich, wie der unten zu erwähnende Fall Jackson1*, durch
das Nebensymptom lebhafter Hallucination.

Ein achtzehnjähriges Mädchen, deren Schwester geisteskrank
war, behauptete, sie sei die Kaiserin von Oesterreich.
Noch in der Irrenanstalt hält sie an dieser Behauptung
fest und sucht die ihr gemachten Einwände zu widerlegen
und zu entkräften. Die somatische Untersuchung ergiebt
nichts Abnormes; es werden aber nach Angabe der Patientin
auch schwache Stiche sehr lebhaft empfunden.

Sie giebt an, dass sie seit 5 Jahren viel an den Kronprinzen
gedacht und viel über ihn gelesen habe; es kam
ihr oft vor, als ob das, was sie las, dachte und träumte,
wahr, und sie am kaiserlichen Hofe sei. Zuhause wusste
sie nur zuweiien, wo sie sei; zuweilen glaubte sie beim
Kaiser zu sein, sah ihn vor sich und wurde erst durch Ansprechen
wieder aus ihren Träumen herausgerissen. Zu
Zeiten wurde sie durch den Inhalt der geträumten Gespräche
zum Lachen gebracht; von der Mutter nach dem
Grunde befragt, habe sie denselben nie geoffenbart, hielt
sich auch darum lieber allein im Zimmer auf. Sie ging
dann in Wien spazieren usw. Vor drei Jahren, anlässlich
einer Hochzeit bei Hofe, glaubte sie dieselbe mitzumachen.
„Jetzt ist es aber anders, jetzt träume ich nicht mehra,
setzte sie im Tone der Überzeugung hinzu.

Ihre Träumerei führte zu den lebhaftesten Hallucina-
tionen. Drei Tage nach der Aufnahme giebt sie ihre Personalien
richtig an, und bezüglich ihrer Grössenideen sagt
sie: „Ich weiss, ich habe wieder geträumt" „Manchmal
kommt es so über mich, dass ich glaube, ich bin die
Kaiserin." Sie hat sich alles überlegt, ist vollkommen


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