Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 421
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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W. Bohn: Ein Fall von doppeltem Bewusstsein. 421

Händen fest. Appetit genügend; Patientin trinkt wenig Milch.
Die Angst macht sich äusserlich nicht bemerkbar. Subiectiv
empfindet sie dabei starkes Herzklopfen und fühlt sich beruhigt
, wenn ihr jemand die Hand giebt. Die Vision ihres
Vaters kommt angeblich sehr oft am Tage. Ausserdem sieht
sie schwarze Kreise mit feurigen Rändern ineinander übergehen
. Irgend eine Reaction auf die Vision erfolgt nicht.
Sie fühlt sich schwach, theilweise so sehr, dass sie nicht
im Stande ist, sich aufzurichten und muss sich selbst während
des Essens immer wieder vor Müdigkeit hinlegen. Keine
directen hypochondrischen Sensationen. Intelligenz völlig
intact, ßeurtheilung ihrer Situation und Umgebung im
Ganzen richtig. Ihr Gedankeninhalt wird im wesentlichen
durch die Erinnerungen an den Tod ihres Vaters und an
ihre Angehörigen gebildet. Sie fürchtet, dass ihr Bruder
geisteskrank werden könnte, weil er ihrem Vater so ähnlich
sehe. Sie findet abergläubische Beziehungen zwischen sich
und äusseren Verhältnissen und der Zeit der Krankheit
ihres Vaters. „Die Hunde haben in der Nacht so gebellt,
der Wind hat so geheult; das war ebenso in der Zeit, als
der Vater erkrankte." Sie fürchtet deshalb, dass zu Hause
ein Unglück geschieht. Heiteren Vorstellungen ist sie nicht
zugänglich. Die trüben Gedanken kommen ihr von selbst,
sie kann sie nicht verdrängen. Sie meint, bei Beschäftigung
würde sie eher Ruhe finden.

28. XI. Patientin schläft öfters am Tage, doch nur ganz
kurze Zeit und unterhält sich im Traume laut mit ihrem
Vater. „Vater, ich bin hier, ich bin es, gieb mir die Hand.
Vater, Du kennst mich nicht? Sei still, Vater. Soll ich Dir
Deinen Sohn holen? Der ist so süss, so niedlich, er lernt so
schön, wenn ich es ihm einmal sage, weiss er es. Ich habe
ihm ein Kittelchen genäht, da sieht er so süss drin aus. Sei
still, Vater, nimm meine Hand. Die Mama bat zu thun, da
will ich bei Dir bleiben. Sei still, es wird gut werden. Warte,
der Junge wird kommen, unser Liebling, unser Sonnenschein.
Weisst Du, wie er aussieht? Er ist so gewachsen." „Ach,
Vater, drohe mir nicht. Du hast mich immer so lieb gehabt,
Du kennst mich gewiss nicht. Sei gut! Soll ich Dir Abendbrot
holen? Du legst Dich dann um und wirst schlafen.
Ich bleibe bei Dir und ich nehme die Hand, da wirst Du
beruhigt. Ich habe ja so viele Nächte bei Dir gesessen und
es hat mir nichts geschadet; ich habe es ja so gern gethan.
Aber drohen darfst Du nicht, da betrübe ich mich. Der
Kleine wird gleich kommen, den kennst Du ja. Gieb mir
Antwort, Du kennst mich doch. Nein, nein, weine nicht.
Beruhige Dich, Vater, es wird besser werden, dann gehen


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