Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 423
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0426
W. Bohn: Ein Fall von doppeltem Bewusstsem. 423

und Leidtragenden u. s. w., und hat offenbar kein Bewusstsein
von der wirklichen Situation.

15. XII. Zweite klinische Vorstellung. Patientin wird
nun in Privatpflege entlassen mit der Suggestion, wenn sich
die Anfälle wieder einstellen, müsse sie dauernd in einer
Anstalt untergebracht werden» — Ueber ihr ferneres Schicksal
entnehme ich dem schon erwähnten Briefe an ihren Arzt
aus dem Jahre 1897 Folgendes: Sie gedenkt, völlig von ihren
Wahnideen frei, ihres Arztes und der Anstaltsbehandlung
mit grosser Dankbarkeit. Dann schreibt sie: „Jetzt bin ich
körperlich und geistig ganz gesund, wenn ich auch zeitweise
noch angegriffen aussehe und nicht immer frei von Kopfschmerzen
bin. Seit einem Jahre bin ich in meiner hiesigen
Stellung, in der ich mich wohl fühle and die mich sehr befriedigt
." Sie ist Hausdame in einer sehr grossen Häuslichkeit
und versieht ihr Amt offenbar mit Geschick und
Gewissenhaftigkeit. Zugleich ist sie eine energische und
consequente Erzieherin. Das Verhältniss zu ihrer Mutter
ist ein sehr inniges geworden. Für frohe Stimmungen ist
sie immer noch nicht empfänglich, doch glaubt sie sich frei
von Schwermuth. Dann fährt sie fort: „Allerdings ist mir
in stillen einsamen Stunden, in denen die Vergangenheit
mit ihren Leiden in mir lebendig wird, oft namenlos schwer
ums Herz, und mein Leben erscheint mir dann wie jäh
zerrissen. Vielleicht würde es mir leichter, solche Zeiten zu
überwinden, wenn ich über meine damalige Krankheit genauer
orientirt wäre. Meine eigenen Erinnerungen sind aber, wohl
angesichts meiner damaligen Apathie, sehr dunkle und unbestimmte
, und da jeder andere meinen Fragen auch heute
noch ausweicht, denke und grüble ich, ohne mir ein klares
Bild entwerfen zu können. Dann arbeite ich rastlos von
früh bis spät, um abgelenkt zu werden."

Ueber ihre Zukunft und die ihrer Angehörigen bestehen
jetzt bestimmte und vernünftige Pläne bei ihr. Für die
Vergangenheit besteht, trotz theilweiser Amnesie, bei ihr
volle Krankheitseinsicht. Ausser einer stark depressiven
Stimmung findet sich bei ihr keines ihrer früheren psychischen
Krankheitssymptome mehr. S. H. kann also wirklich als
beinahe ganz geheilt gelten. Sie selbst sieht den Grund
ihrer Heilung in der Anstaltsbehandlung, in den erzieherischen
Einwirkungen ihrer Aerzte. Und mit Recht.

Wäre & Ä, wie die unglückliche Lurancy Venuum (und
viele andere), in die Hände von religiösen Schwärmern oder
Spiritisten gerathen, so hätten dieselben in ihr ein Werkzeug
von Geistern, in ihren Hallucinationen Geisteroffenbarungen,
in ihren Zwangshandlungen Befehle aus dem „Jenseitsa ge-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1900/0426