Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 427
(PDF, 212 MB)
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Unger: Träumen und Sterben,

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(„Menschliches, Allzumenschliches", II, 76. Aphor.). Aus
dieser Auffassung des Traums als eines Schauspiels folgert
er auch ganz richtig und logisch, dass der Mensch für seine
Träume verantwortlich sei, so dass man mit einer gewissen
Berechtigung sagen kann: „Sage mir, was du träumst und
ich werde dir sagen, wer du bist/**) Nietzsche erblickt jedoch
im Traum nicht blos das Spiegelbild eines gegenwärtigen
Lebens, sondern auch die symbolische Darstellung einer in
weiter Ferne gelegenen Vergangenheit. Hierbei streift
Zarathustra sehr nahe an die Mystik des Ostens, nur dass
er nicht die Vor- und Nachexistenz des Individuums lehrt,
sondern die ewige Wiederkunft des Lebens im Sinne
einer Gesammtheit, und zwar in immer mehr vervollkommneter,
verfeinerter Form, die dann im kommenden „Uebermensehen"
ihren grossartigsten Repräsentanten, ihren höchsten Triumph
und Abschluss finden soll.

Das W ie des Denkens und Handelns (im Gegensatz zum
„Was?") im Traume hält Nietzsche für identisch mit der Art
und Weise des Denkens, die der Mensch übte, als er noch auf
der ersten Sprosse seiner Entwickelungsleiter stand. „Im
Traume glaubte der Mensch in den Zeitaltern roher uranfänglicher
Kultur eine zweite reale Welt kennen zu lernen;
hier ist der Ursprung aller Metaphysik, Ohne
den Traum hätte man keinen Anlass zu einer Scheidung
der Welt gefunden; auch die Zerlegung in Seele und Leib
hängt mit der ältesten Auffassung des Traumes zusammen,
ebenso die Annahme eines Scheinleibes, also die Herkunft
alles Geisterglaubens, und wahrscheinlich auch des Götterglaubens
. Der Todte lebt fort, denn er erscheint dem
Lebenden im Traume — so schloss man vordem, durch viele
Jahrhunderte hindurch." — So verführerisch aber auch, weist
Verf. nach, diese Traumphilosophie anfänglich erscheinen
mag, wornach es ohne Träume keinen Glauben an höhere
Wesen, an Gott, Jenseits und Unsterblichkeit gäbe, so ist
sie doch keineswegs einwandfrei. Denn vor allem wird doch
jeder Unbefangene zugestehen müssen, dass ausser den
Traumphänomenen noch eine ganze Reihe alltäglicher Naturerscheinungen
, namentlich gewisse Vorgänge am Himmel,
schon der allmählich erwachenden Vernunft des Urmenschen

*) Wenn auch das Zutreffende obiger These im allgemeinen nicht
bestritten werden soll, so kann dieselbe doch nicht wohl auf jeden einzelnen
Fall Anwendung finden. Unterzeichneter weiss aus eigener Erfahrung, wie
sehr irgend eine scheinbar unbedeutende physiologische Einwirkung, eine
leichte Erkältung, eine genossene Speise das Traumleben beeinllusst, bezw.
die beunruhigendsten und abgeschmacktesten Träume erzeugt, für welche dann
doch der moralische Wesenskern des Individuums nimmermehr verantwortlich
gemacht werden kann. Dr. F. Maier.


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