Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 428
(PDF, 212 MB)
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428 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 7. lieft. (Juli 1900.)

gewaltige Räthsel aufgaben und zur Annahme eines unsichtbaren
Hintergrundes der Erscheinungswelt führen mussten.
Schon das Zucken des Blitzes, das Rollen des Donners war
für ihn ein noch weil unerklärlicheres Ereigniss, dessen Urheber
und Ursprungsort er, mangels besserer Einsicht in die Naturgesetze
, in ein Reich des Uebersinnlichen zu verlegen sich
gedrängt fühlte.

Der Umstand, dass man im Alterthum der Traumdeutung
grösste Wichtigkeit beilegte, beweist allerdings, dass man
den Traum als eine von den „Göttern" mh Vorliebe benutzte
Uffenbarungsquelle betrachtete, oder seine Gestaltung dem
Bestreben Verstorbener zuschrieb, sich mit den Ueberleben den
wieder in Verbindung zu setzen, für welchen Zweck ihnen
natürlich der Zustand als der günstigste erscheinen musste,
der die grösste Aehnlichkeit mit dem Tod zeigt, also sein
Zwillingsbruder, der Schlaf. Allein die Scheidung der
Welt in ein Diesseits und ein Jenseits erklärt sich, wiegesagt
, schon aus dem unbewussten Drang des Menschen, für
Alles seinen Sinnen zur Beobachtung sich Darbietende eine
Erklärung zu finden, indem überhaupt alles dasjenige, was
einer vernünftigen, bezw. natürlichen Erklärung zu spotten
schien, in ein dunkles Phänomengebiet verlegt wurde, das
dann durch die dichterische Phantasie bald zu einer Heimstätte
einer wunderlichen Gesellschaft von göttlichen und
teuflischen Wesen, von Engeln und Dämonen ausgestaltet
wurde. Das Bedürfniss nach einer Metaphysik war also für
den Menschen von dem Augenblick an vorhanden, wo ihm
dei harte Kampf um die Selbstbehauptung die erforderliche
Müsse liess, über sich selbst, sein eigenes Kommen und
Gehen, sowie über die ihn umgebende Natur nachzudenken.
Eben weil er sich selbst das denkbar grösste Räthsel war,
war das Aufkeimen seiner Vernunft zugleich die Geburt der
Metaphysik und der Traum eine Ergänzung hierzu, nicht
aber, wie Nietzsche meint, ihr Ursprung. —

Nietzsche hält nun die psychischen Vorgänge beim Traum
der heutigen Menschen für ganz identisch mit jenen, die
beim Urmenschen den Verlauf der Träume bestimmten, ohne
die gewaltige Veränderung der ganzen Umwelt und den
inzwischen von der Menschheit gewonnenen Erfahrungsschatz
irgendwie zu berücksichtigen. Zum Beweis für seine paradoxe
These zieht er namentlich das Gedächtniss heran,
welches zwar im Traum nicht gänzlich pausirt, aber doch
auf einen Zustand zurückgebracht sei, wie es in den Urzeiten
bei Jedermann im Wachen gewesen sein mag und bei den
Wilden noch heutzutage sich findet. Willkürlich und verworren
verwechselt das Denken im Traum fortwährend die


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