Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 431
(PDF, 212 MB)
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ünger: Träumen und Sterben.

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dieser wichtigsten, auch von den physiologischen Begleiterscheinungen
abgesehen, in ihrem Wesen noch immer völlig
unaufgeklärten psychischen Erscheinung erfahren wir auch
vom Verf. nichts Näheres) — Unvernunft die Stelle der
Vernunft einnimmt.

Aus dem Umstand, dass unsere Vernunft und unsere
Verstandesfunktionen jetzt noch unwillkürlich nach jenen
primären Formen des Schaffens zurückgreifen und wir so
ziemlich die Hälfte unseres Lebens noch immer in diesem
Zustande leben, schliesst Nietzsche, wie spät überhaupt das
logische Denken, das Strengnehmen von Ursache
und Wirkung entwickelt worden ist. Er versetzt aber
seiner Theorie gleich wieder einen argen Stoss, indem er
weiterhin schliesst: „Auch der Dichter und Künstler schiebt
seinen Stimmungen und Zuständen Ursachen unter, welche
durchaus nicht die wahren sind; er erinnert insofern an ein
älteres Menschenthum und kann uns zum Verständniss
desselben verhelfen." Ja stehen denn Dichter und Künstler,
fragt Verf., diese Leute, die ihre tagwachen Träume in
Formen und Gestalten umwandeln, auf einer tieferen
geistigen Stufe, als die Uebrigen? Erzählt doch Nietzsche
selbst, er habe seine Meisterschöpfung, den Zarathustra, in
einer Art dichterischer Ekstase geschrieben! War er also
dabei in den Urzustand des Menschenthums zurückverfallen ?!
Im Zusammenhang mit dieser eigenthümlichen Anschauung
vom Traume, so sollte man meinen, steht nun auch Nietzsche"*
Ansicht vom Tode. Der Traum wird beendet, entweder
dadurch, dass man ihn zu Ende träumt, ihn fortspinnt, bis
das Erwachen sich von selbst einstellt, oder dadurch, dass
äussere Einwirkungen eine gewaltsame Beendigung des
Schlafes herbeiführen. Wenn wir uns aber an das zu Anfang
erwähnte Gleichniss Nietzsche1* und zugleich andererseits an
die Thatsache erinnern, dass der Mensch nur in äusserst
seltenen Ausnahmefällen bewusstermassen träumend einen
Traum eigenwillig zu unterbrechen vermag, so wäre doch
gewiss die logische Schlussfolgerung zu erwarten, dass es
nichts Vernünftigeres geben könne, als den kurzen Lebenstraum
auszuträumen, falls derselbe nicht durch eine fremde
Macht vorzeitig beendet wird. Allein Nietzsche denkt anders.
Er spricht dem Menschen unbedingt das Recht, ja unter
(den schon von den alten Stoikern festgelegten) Umständen
sogar die kategorische Pflicht zu, dem Lebenstraum ein
freiwilliges Ende zu bereiten, also Selbstmord zu begehen,
den er, wenn auch nicht mit Berufung auf das unbewusst
mahnende transscendentale Subjekt, geradezu verherrlicht,
indem er ihn im Gegensatz zu dem natürlichen (d. i.

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