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Bericht über die General-Versammlung des „V. D. 0." 443
deutschen Okkultisten leider nicht in dem Masse fand, wie
es nöthig wäre, um seine Aufgaben zu erfüllen. —
Herr Weinholtz-Berlin gab seinerseits noch weitere Erläuterungen
zu den Ausführungen des Vorredners. Auch er
hält es für nicht gut möglich, dass der Verbandsvorstand
ohne Unterstützung seiner Mitglieder weiter arbeiten könne.
Diese sei nur möglich, wenn er das Bewusstsein habe, dass
die Massen hinter ihm ständen und dass er von ihrem Willen
getragen würde. Redner theilt sodann mit, dass er auf Veranlassung
des Verbandsvorstandes bei dem Vorstande der
„Wissenschaftlichen Vereinigung Sphinx" angeregt habe,
gemeinsam gegen die kürzlich erfolgten Angriffe der Herren
Hofprediger Stöcker, Pastor Pfeifer und Dr. Egbert Müller
energisch Front zu machen. Der Vorstand der „Sphinx"
habe sich auf diese Anregung hin mit den Vorständen der
„Spiritistischen Loge Psyche zur Wahrheit4*, der „Spiritistischen
Vereinigung Eos" und der „Christlich theosophischen
Gesellschaft" in Berlin in Verbindung gesetzt. Das Ergebniss
der gemeinsam gepflogenen Verhandlungen vorerwähnter
Gesellschaften war der JBeschluss, am 22. Juni d. J. eine
öffentliche Protestversammlung zur Abwehr der Angriffe von
Stöcker und Genossen abzuhalten. Ferner beschlossen die
genannten Vereinsvorstände, unter sich allmonatlich eine
zwanglose Zusammenkunft abzuhalten, um gemeinsame
Interessen zu besprechen. Leider sei es bisher nicht möglich
gewesen, diese freie Vereinigung Berliner Vereine zum Anschlags
an den Verband zu bewegen. —
Herr ÄaÄn-Berlin führte aus, dass die von dem Herrn
Vorredner erwähnte „freie Vereinigung*4 im Grunde genommen
doch nichts anderes thue, als die von den Begründern des
„Verbandes44 gewollte Vertretung der Interessen der deutschen
Okkultisten. Was aber dem Verbände trotz aller Mühe nicht
zu erreichen gelungen ist, die deutschen Okkultisten von
der Notwendigkeit der Centralisirung ihrer Kräfte zu überzeugen
, habe erst der durch Stöcker und Genossen geschehene
Angriff auf den Spiritismus und die Entlarvung des Dr. Egbert
Müller herbeiführen müssen. Die gemeinnützigen Bestrebungen
des Verbandes habe man verkannt und ignorirt; erst Schaden
habe auch die Berliner Vereine endlich zur Einsicht kommen
lassen und sie zu gemeinsamem Vorgehen veranlasst. Hätten
die Berliner Vereine von Anfang an die Verbandsbestrebungen
unterstützt ur.d gefördert, so wären die deutschen Okkultisten
schon längst eine Achtung gebietende, fest organisirte Macht.
Die Eifersüchteleien der verschiedenen Vereine untereinander,
die Furcht, durch Anschluss an den Verband ihre Selbstständigkeit
opfern zu müssen, habe den Portschritt und die
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