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456 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 7. Hefc (Juli 1900.)
Bewusstlosigkeit tritt plötzlich ein ohne Qualen,
und in diesem Zustand sind eine Sekunde und
ein Jahrtausend genau gleich lang und gleich
kurz. Sie sind ein Nichts für uns. Der Tod kann
für den ßewusstlosen keine Veränderung mehr bedingen,
die absolute Ruhe, das schmerzlose Ausgelöschtsein bleiben
unverändert. Professor Heim hat, nachdem sein Vortrag
bekannt geworden, eine ganze Anzahl von Zuschriften von
Verunglückten erhalten, welche alle seine Darstellung bestätigen
. Entsetzlich wird nach Heim der Tod durch Absturz
nur dann, wenn er nicht rasch erfolgt.
d) Unser verdienstvoller Mitarbeiter Dr. Erich Bohn wurde
von der Gesellschaft für wissenschaftl. Psychologie
zu München zum correspondirenden Mitgliede ernannt.
e) Ein hervorragendes Werk über Criminalitüt und Altruismus
(Studien über abnorme Entwicklung und normale Gestaltung des Lebens
und Wissens der Gesellschaft; 2 Bde. zu 490 u. 424 S., Preis 16 M.) hat
unser hochverehrter Mitarbeiter, der als Arzt, Psychologe und edler Menschenfreund
gleich rühmlich bekannte Dr. Eduard Reich zu Scheveningen in
Holland (Villa Sabina) soeben im Verlag von F. W. Becker (Arnsberg i.
Westf,) erseheinen lassen. Mit allen Gründen der Logik und mit aller Kraft
des Herzens glaubt Verfasser an die Möglichkeit allmählicher Austilgung des
Verbrecherthums in einer an die Stelle des egoistisch-lieblosen Tantum-quan-
tum-Systems des Kapitalismus treten sollenden freien, aber das durch genossenschaftlich
organisirte Arbeit erworbene Privateigenthum und das Familienleben
schützenden Staatsgesellschaft der altruistischen Gegenseitigkeit, worin die physische
und moralische Gesundung aller Einzelwesen durch allseitige Hygieine,
d. i. durcr naturgemässe körperliche, geistige und religiöse Erziehung, sowie
durch gerechte Verth eilung von Leistungen und Arbeitsfrüchten eine durch
internationale Verträge geregelte, harmonische und intensive Civilisation zeitigen
wird. Wir werden auf das hochbedeutsame Buch, das schon durch die am Schluss
jedes Bandes beigefügten, von einer erstaunlichen Belesenheit zeugenden „Wissenschaftlichen
Nachweise" einen äusserst werthvollen Besitz für jede Bibliothek
bildet, noch später zu sprechen kommen.
Xiitteraturbericlit.
A. Bücherbesprechungen.
Die Weltrüthsel. Gemeinverständliche Studien über monistische Philosophie
. Von Ernst Haeckel. Bonn, Emil Strauss, 1899. p. I—VIIL 1—473»
(Preis 8 M.)
Der an Jahren greise, an Körper und Geist jugendfrische jenaische
Forscher will in diesem Werke seine Ansichten über die „Welträthsel", das
Ergebniss der Gedankenarbeit eines halben Jahrhunderts, nochmals im Zusammenhange
vorführen, um damit von seinen Lesern Abschied zu nehmen.
Ganz und gar ein Kind des neunzehnten Jahrhunderts, will er mit dessen
Scheiden auch einen Strich unter seine Lebensarbeit machen.
Welchen Standpunkt das Werk einnimmt, das sagt schon der Name
Haeckel: In der Welt giebt es nur eins, die Substanz. Sie hat zwei Attribute,
einmal die Materie, den ausgedehnten Stoff, und dann die Energie, die wirkende
Kraft. Keine Materie ohne Energie, keine Energie ohne Materie. Die Materie
und die mit ihr unzertrennlich verbundene Energie sind ewig, d. h. sie
bestehen und wirken seit ewigen Zeiten und werden in ewige Zeiten bestehen
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