Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 457
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Litteraturbericht.

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und wirken. Die gesammte Welt, das Rollen der Sphären, die eleganten
Formen des Krystalles, das Wachsthum der Pflanze, die Bewegung des
Thieres, das Fühlen, Sinnen und Trachten des Menschen, alles ist nichts
weiter als das Ergebniss des Wirkens der einzelnen Theile und Theilchen
der Substanz aufeinander. Von diesem Standpunkte aus tritt Baeckel an
die Welträthsel, d. h. alles, was das Menschenherz bewegt und was das
Nachdenken und Sinnen der Menschen in Anspruch genommen hat, heran.
Sie erscheinen ihm alle durch diese seine monistische Philosophie gelöst oder
doch der Losung sehr nahe stehend. Er verfährt dabei nun ziemlich rigoros.
Was in das System passt, ist gut, was nicht passt, ist falsche Auffassung
der Verhältnisse oder Aberglaube. Zu letzterem gehören natürlich auch der
Glaube an Geister, der Spiritismus und, von Baeckel in denselben Topf
geworfen, die occultistischen Bestrebungen überhaupt: „Die bedauerliche
Thatsache, dass selbst hervorragende Vhysiker und Biologen sich dadurch
haben irre führen lassen, erklärt sich theils aus ihrem Uebermass an Phantasie
und Kritikmangel, theils aus dem mächtigen Einfluss starrer Dogmen. . .
(P- 3I3)« Hier verstosst Baeckel aber gegen seinen Grundsatz, dem man
durchaus zustimmen muss, dass die Wege, die man zur Lösung der Welträthsel
einschlagen müsse, zwei seien, nämlich Erfahrung und Schlussfolgerung
(P» 79)) dass ers* durch die vereinigte Thätigkeit beider wahre Erkenntniss
entstehe und beide Erkenntnisswege sich gegenseitig unentbehrlich seien
(p. 21). Zu dem angeführten Resultate ist er aber sicher nur auf dem Wege
der Schlussfolgerung gekommen, ohne diese Folgerungen durch praktische
Erfahrung geprüft und gestützt zu haben. Es ist dieser Punkt nicht der
einzige, in dem man ihm widersprechen muss. Wer BaeckeVs Werke gelesen
hat, weiss, dass man sehr oft logischen Fehlern begegnet, so bald er sein
Spezialgebiet, die Zoologie verlässt. Es wird wohl keinen noch so glühenden
Verehrer Boeckelt geben, der nicht in einer ganzen Reihe von Punkten
ihm doch nicht folgen mag.

Das hindert jedoch nicht, dass all seine Werke, so auch dieses, ihren
bleibenden Werth haben. Ist doch schliesslich die monistische Erklärung
der Natur das Ziel, das einem jeden denkenden Naturforscher vorschwebt,
und das er, wenn auch nicht praktisch, so doch theoretisch für erreichbar hält,
nur dass eben die meisten sich noch weit, weit, viel weiter als Baeckel,
von ihm entfernt fühlen. Man weiss, dass Baeckel mit Vorsicht zu lesen
ist, und man hält seiner impulsiven Natur vieles zu gute. Ueberall aber
merkt man, was auch Baeckel im Vorworte für sich in Anspruch nimmt,
dass seine Philosophie von Anfang bis zu Ende ehrlich ist. Das ist es, was
seine Werke so anziehend macht. Sie wirken wie ein erfrischendes Bad.
Klar und deutlich, ohne Umschweife, ohne Schielen nach oben und ohne
Rücksichtnahme auf herrschende Ansichten ist alles gesagt. Dazu kommt
noch, dass Baecke1 wie selten jemand Meister der Sprache ist, und seine
einfachen schlichten Sätze auch einen ästhetischen Genuss gewähren. So
kann auch dieses Schlusswerk seines Lebens dringend der Lektüre empfohlen
werden. Gerade derjenige, der sich mit den abnormen Erscheinungen des
Seelenlebens beschäftigt, wird sehr viel Interessantes, auch manche goldene
Regel darin finden. Dr. C. Zimmer.

Dr. Emst Gystrowj Die Sociologie des Genies. Verlag der
Socialistischen Monatshefte (Berlin W. Gleditschstr. 23) S. A. 16 S.

Mit der Erkenntniss, dass auch die psychischen Geschehnisse nicht
ausserhalb d v Kausalitätsieihe liegen, ist die Möglichkeit einer Erforschung
der Biologie des Genies, der alleinigen Grundlage (nicht etwa Bedingung)
seiner Sociologie, zugegeben. Einen Streifzug auf dieses noch beinahe
unbetretene, aber jedem Kulturmenschen überaus wichtige Gebiet dieser
komplicirtesten aller psychischen Erscheinungen hat der in den Kreisen
der „Modernen44 bereits rühmlich bekannte Verf. unternommen. Seine
vorliegende Abhandlung, deren gedankenreicher Inhalt in gar keinem


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