Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 477
(PDF, 212 MB)
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Zimmer: Zur Frage der Ahnungen.

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chen Sinnesfunktionen beruht die Fähigkeit der Fledermäuse
, selbst wenn sie geblendet sind, im raschen Fluge
durch ein Gewirr von ausgespannten Fäden zu gleiten, ohne
anzustossen.

Wir haben also folgende Punkte:

1) Die Thiere besitzen eine Keihe von Organen, die
beim Menschen nur noch rudimentär vorhanden, d. h. ausser
Funktion sind.

2) Bei einer geringen Anzahl Menschen sind diese Organe
aber noch, wenn auch im geringen Grade, in Funktion.

3) Die Thiere besitzen Sinnesfunktionen, die der Mensch
nicht hat, —

Wir können nun folgenden Analogieschluss machen, der
zwar nicht gerade viel Wahrscheinlichkeit für sich hat,
aber doch nicht a priori falsch zu sein braucht: Manche
Menschen besitzen jene thierischen Sinnesfunktionen
noch in geringem Grade.

Bilden wir nun einmal ein Beispiel, um uns klar zu
machen, was aus dieser Möglichkeit folgt.

Nehmen wir an, beim Menschen wäre das Auge
rudimentär geworden, d. h. der Mensch wäre nicht im Stande,
die Schwingungen des Lichtäthers wahrzunehmen. Bei einigen
Menschen sei nun das Auge noch nicht ganz ausser Funktion
getreten. Wenn diese auch nicht mehr ein deutliches Bild
der Aussenwelt empfangen, so können sie doch noch intensive
Lichteindrücke empfinden. Bei einem Gewitter würde dann
unser angenommener augenloser Mensch zwar den Donner
hören, nicht aber den Blitz sehen. Jene aber, die noch im
geringen Grade die Funktion des Auges haben, werden
auch den intensiven Strahl des Blitzes empfinden. Sie
werden vorher angeben können, wenn es donnert. Sie können
den Donner „prophezeien", sie haben eine „Ahnung" von
dem Donner. Den Sinneseindruck, welcher sie dazu befähigt,
werden sie nicht näher beschreiben können. Denn in der
Sprache unserer angenommenen Menschen giebt es ja keinen
Ausdruck für Licht, Lichtblitz, hell, dunkel u. s. w. Alles
dies sind ihnen unbekannte Begriffe. Derjenige, welcher den
Blitz empfindet, wird also nur aussagen können, dass er einen
unbestimmten, nicht näher beschreibbaren Zustand habe,
der ihn „ahnen" lässt, dass in kürzerer oder längerer Zeit
es donnern \*ird.

Natürlich müssten, wenn es derartige rudimentäre
Sinnesfunktionen beim Menschen giebt, auch rudimentäre
Sinnesorgane vorhanden sein. Dass wir solche bisher nicht
kennen, hat nichts zu sagen: auch für die „kinästhetischen
Empfindungen" ist vor der Hand das zugehörige Sinnesorgan

Psychische Studien« August 1900. 31


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