Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 488
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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488 Psychische Studien- XXVII. Jahrg. 8. Heft. (August 1900.)

Köpfe, bezw. pedantisch fromme Gemüther auch schon gegen
Feuerwehr und Blitzableiter protestirt, weil man dem Willen
Gottes nicht entgegenwirken dürfe, vielmehr den „Herrn"
walten lassen müsse, als ob der Mensch seine Vernunft, sei
es nun von Gott oder von der Natur, nur dazu erhalten
hätte, um von ihr erforderlichen Falls keinen Gebrauch zu
machen! — So sagt auch Nietzsche, und zwar scheinbar nicht
ganz mit Unrecht: „Der Selbstmord ist das einzige Mittel,
von dieser augenblicklichen Configuration des Willens loszukommen
. Warum sollte es nicht erlaubt sein, etwas
wegzuwerfen, was das zufälligste Naturereigniss minutlich
zertrümmern kann? Ein kalter Lufthauch kann tödtlich
sein, — ist eine Laune, die das Leben wegwirft, nicht noch
immer rationeller als so ein Lufthauch?" Trotzdem findet
aber — wohl auf Grund jenes innersten Gefühls, das
wir gewöhnliche Sterbliche, im Unterschied vom blossen
Selbsterhaltungstrieb, Gewissen nennen, und welchem niemals
zuwider zu handeln Unterzeichnetem als oberstes Moralprinzip
erscheint — sogar Nietzsche offenbar nicht den Muth, diese
seine paradoxen Behauptungen als unantastbare, unzweifelhafte
Wahrheit hinzustellen. Denn ein paar Zeilen tiefer
giebt er selbst zu, dass der Selbstmord vielleicht nur
ein „Experiment" sei, obschon er freilich nicht begreifen
kann, warum dieses Experiment nicht gemacht werden sollte!

Unger stellt diesen Schein gründen den ebenso einfachen
als gedankenschweren Satz entgegen: „Ich glaube, wenn es
heute immer noch so viele „Ueberilüssige" giebt ? die sich
nicht entschliessen können zum „freien Todea zu schreiten,
so liegt der Grund darin, dass der Tod an sich, nach wie
vor und trotz Nietzsche, einunergründetes furchtbares
Geheimniss ist" Verf, ist — und darin werden wir ihm
beipflichten müssen — überzeugt, dass von dem Tage an,
wo es irgend Jemand gelänge, experimentell und einwandfrei
festzustellen, dass der Tod wirklich ein Ende ist, dass
also der Augenblick des Abscheidens aus dieser irdischen
Welt des Scheins ein absolutes Nichts für das Individuum
bedeutet, ein ungeheuer grosser Bruchtheil der physisch
oder moralisch leidenden Menschheit zur freiwilligen Selbstvernichtung
schreiten würde. Und nicht die Xi ebermenschen,
die Willensstarken, die moralisch Muthigen würden das
Hauptkontingent stellen, sondern hauptsächlich die Feigen
und Kampfesunfähigen würden sich ein möglichst schmerzloses
Ende zu bereiten suchen. Denn wenn es auch festseht,
dass ein verhältnissmässig hoher Grad von physischem
Muth dazu gehört, um zur Waffe gegen sich selbst zu
greifen, und wenn schon aus diesem Grund eine solche That


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