Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 492
(PDF, 212 MB)
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492 Psychische Studien. XXVIL Jahrg. 8. Heft. (August 1900.)

voll, ihr Absterben geradezu vollends zu beschleunigen,
damit Platz werde für das Geschlecht der Zukunft, für das
Reich des Uebermenschen. — In flüchtigen Umrissen zeichnet
er noch seinen rein utopischen Zukunftsstaat als ein Gemeinwesen
, in welchem keineswegs Gleichheit herrscht, an dessen
Spitze vielmehr ein König — ein Uebermensch, wie Buddha
oder wie „der Hebräer" (Cht istus) — steht und dessen in den
Händen einiger weniger Uebermenschen liegende Regierung
dafür zu sorgen habe, dass bei dem „Volk44, der nach wie
vor untergeordneten, obschon alle Werthe schaffenden Masse,
Noth und Elend zu unbekannten Begriffen werden. Damit
dieses „neue Menschenthuma baldigst zur Herrschaft gelange,
fordert er mit der eigensinnigen Konsequenz des Wahnsinns,
dass „alles, was jetzt auf Erden aufwächst, kämpft und
stirbt44, verschwinde, und weil dies auf natürlichem Wege
nicht rasch genug geht, soll durch massenhaft geübten
Selbstmord nachgeholfen werden! „Dass Euer Sterben keine
Lästerung sei auf Mensch und Erde, meine Freunde, das
erbitte ich mir von dem Honig Eurer Seele44, spricht Zarathustra.
Wir, antwortet Verf. treffend, die wir noch keine Uebermenschen
sind, müssen aber gerade den Selbstmord für die
grösste Lästerung auf Mensch und Erde ansehen, die sich
erdenken lässt. -

Unterzeichneter hat in einer (1892 in Frankfurt a./M. erschienenen
im Buchhandel vergriffenen) Schrift: „ Ethische Probleme44
sich im Anschluss an eine Kritik des Schopenhauer'schen
Pessimismus gleichfalls mit dieser theoretisch wie praktisch
gleich bedeutungsvollen Frage befasst. Er ist schon bei seinen
damaligen Erwägungen des pro und contra zu dem für ihn
trostreichen und, nach seiner festen Ueberzeugung nicht
etwa blos auf Selbsttäuschung beruhenden Schluss gelangt,
dass es sich beim Weltprozess, der den Menschen, je nachdem
ihm mehr Freude oder mehr Leid zu Theil wird,
zwischen optimistischer und pessimistischer Stimmung
schwanken lässt, wobei er meist nicht bedenkt, dass er in
erster Linie selbst sich sein Schicksal schafft, eben nicht,
wie der Materialismus beweisen möchte, ausschliesslich um
Stoss und Gegenstoss und um chemisch bestimmbaren Stoffwechsel
handeln kann, dass vielmehr die unendlich vielgestaltige
Weltsubstanz mit ihren verschiedenen Bewegungszuständen
in ihrem tiefsten Wesen für uns unergründlich bleibt.
Das Leben schliesst also ein geheimnissvolles Räthsel in
sich, dessen Lösung der Mensch mit seinen schwachen Kräften
nicht erzwingen, sondern höchstens, auf mystischem Wege,
ahnen kann, während der höher entwickelte Geist möglicher
Weise in einem späteren Entwickelungsstadium, zu dem er


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