Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 493
(PDF, 212 MB)
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Unger: Träumen und Sterben,

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sich aber selbst durch unermüdliches Streben nach Wahrheit,
durch muthiges Ausharren im Lebenskampf erst fähig machen
muss, unter einer neuen Anschauungsform jene Lösung wohl
von selbst finden wird. — Auch Schopenhauer verwirft bekanntlich
in Uebereinstimmung mit der buddhistischen Moral
aus eben diesem Grunde den Selbstmord, weil es durchaus
nicht sicher oder gar wissenschaftlich festgestellt ist, dass damit
alles zu Ende, resp. das Uebel mit seiner Wurzel, nämlich
der Selbstsucht, beseitigt und nicht vielmehr zugleich mit
der Schuld, die weit eher schon auf Erden durch geduldige
Resignation und freiwillige Gutthaten abgetragen oder doch
ausgeglichen werden kann, zugleich das Elend in einem
immerhin möglichen nächsten Dasein, worüber wir jetzt mindestens
nichts Bestimmtes wissen können, vergrössert wird.

So erscheint also der Selbstmord, der übrigens
immer eine krankhafte Disposition voraussetzt, wenigstens
in der grossen Mehrzahl der Fälle als moralische Feigheit
, als Schwäche und als pflichtwidrig, mindestens
aber als thöricht, weil übereilt, ist also jedenfalls des
„Philosophen" unwürdig. Die scheinbar heilloseste Lage
ändert sich erfahrungsgemäss oft unerwartet rasch oder
schlägt sogar in ihr Gegentheil um, und wo diese Erwägung
ausgeschlossen erscheint, da sollte, unter dem rein äusser-
lichen Gesichtspunkt der praktischen Folgen in den meisten
Fällen, schon die Rücksicht auf die Angehörigen den Ausschlag
geben, welche den gewissenhaften Menschen fast
immer von diesem äussersten Schritt zurückhalten wird. —

Die Beleuchtung dieser von Herrn Gubalke zur Diskussion
gestellten ethischen Streitfrage unter dem Gesichtswinkel
der Transscendental-Philosophie du Prel's möchten wir einer
hierzu mehr berufenen Feder überlassen, indem wir wohl
mit Bestimmtheit erwarten dürfen, dass aus der Mitte der
dem Verewigten persönlich am nächsten stehenden „Gesellschaft
für wissenschaftliche Psychologie'1 zu München der
ihr hingeworfene Fehdehandschuh aufgenommen und die
Widerspruchslosigkeit der Logik des allverehrten Meisters
nachgewiesen werden wird *)

Tübingen, im Juni 1900. Dr. 1\ Maier.

*) Wie die Leser aus der Trauernachricht auf der Innenseite des Umschlags
ersehen, war es unserem muthigen, treuen, unvergesslichen Mitarbeiter,
Herrn Pfarrer (hibalke, nicht mehr vei gönnt, obigen Schlussartikel und die voraussichtlich
nocli zu erwartenden Erwiderungen auf sein*» „offene Frage" in der
diesseitigen Lebenssphäre zu lesen, bezw. darauf selbst zu entgegnen. Wir hoffen
jedoch durch gütige Vermittelung seiner Wittwe in den Stand gesetzt zu werden
, eine von ibm für den Abdruck in den „Psych. Stud.u schon vorbereitete
grössere Arbeit, sowie seinen Lebensabriss zu veröffentlichen. — Die Red.

Psyohisohe Studien. August 1900. 32

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