Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 503
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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Maier: Naturwissenschaftliche Seelenforschung. 503

von verschiedenen Sinnesorganen zur selben Objektsvorstellung
kollusionirenden Räumlichkeitsempfindungen sind, desto deutlicher
erscheint deren Körperlichkeit im Bewusstsein.
Einen sprechenden Beleg hierfür bildet einerseits das aristotelische
Problem, dass bei gekreuzt übereinander gelegten
Fingern eine getastete Kugel als doppelt vorhanden empfunden
wird, andererseits das Stereoskop, durch welches zwei nicht
ganz identische Bilder als eines, jedoch plastisch vorgestellt
werden. Die optische Wahrnehmung der Tiefe beruht daher
keineswegs auf einer angeborenen spezifischen Empfindung
(Hirlh), oder einer angeborenen Energie der Netzhautelemente
oder ihres Zentrums {Stumpf, James), überhaupt keiner
„immanenten Eigenschaft" der Seele (Lotze). Angeboren
ist uns nur der Bewusstseinsmechanismus und
die ihn beherrschende psychische Energie. Die
Orientirung im Raum ist weder eine schöpferische That des
Geistes, noch beruht sie auf der Wirkung irgendwelcher uns
a priori angeborener Vorstellungen. Schon näher dem wahren
Sachverhalt kommt die Ansicht Bain's, welche die Räumlichkeitsvorstellungen
mit Hilfe der eigenen subjektiven
Bewegungsempfindungen zu kontrolliren sucht.

Noch mehr nähert sich dem durch Inschau nunmehr
definitiv festgestellten Sachverhalt Wundfs Theorie der
Raumvorstellungen, wornach dieser Prozess in einer Einordnung
der Tastreize in bereits gegebene Gesichtsbilder
besteht, wobei insbesondere aus der Verbindung der Lokalzeichen
der Netzhaut und Veränderungen der begleitenden
inneren Tastempfindung der Augenmuskel die Vorstellung
von nah und fern, die Tiefenvorstellung entstehen soll. Darnach
wäre aber die Konstanz der Objekte des Raumes nur eine
subjektive Empfindung, so dass sie keine objektive Wirklichkeit
besässen. Dass dies falsch ist, beweist uns jeder
wirkliche Gegenstand, indem er eine Wirklichkeits Vorstellung
als objektivische Wirkung seiner objektiven Existenz nicht
nur in Einem Subjekte bewirkt, sondern in jedem beliebigen,
an das seine Reizwirkungen hinanreichen, was doch nicht
der Fall sein könnte, wenn die Wirklichkeitsvorstellung ohne
ein in der Aussenwelt objektiv existentes Korrelat
wäre. Aber nur die mittelst unserer Sinne wahrnehmbaren
Objekte sind für uns wirklich gegenwärtig. In der Erinnerung
einer kommenden Verwirklichung besteht die Vorstellung
der Zukurft.

Wollten oder könnten wir die Veränderungen und Bewegungen
wahrnehmen , wie sie an sich vorgehen und wie
sie z. B. von der physikalischen Astronomie gelehrt werden,
so müssten wirjn jeder^Sekunde eine unendliche Bewegung


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