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512 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 8. Heft. (August 1900.)
theilen scheint, wenn er behauptet, dass die Bedeutung
solcher Probleme, wie es Reinkarnation und Karma sind,
vorwiegend auf psychologischem Gebiet liege. Meines Erachtens
muss aber die Bedeutung dieser Probleme in erster Linie
auf ethischem Gebiet gesucht werden, während ihr psychologischer
Werth erst in zweiter Linie in Betracht kommt.
Mir will es scheinen, als ob darin dem Verfasser unbedingt
Recht gegeben werden kann, dass Theosophen und Spiri-
tualisten sich nicht ernstlich bekämpfen sollten. Dies schliesst
aber andererseits die Forderung ein, dass die beiden Bestrebungen
auch nicht unter Verwischung ihrer Eigentümlichkeiten
und Grundbedingungen formlos zusammenfliessen
sollen. Die heilsamen Impulse, welche die Theosophie durch
eine Neubelebung der metaphysischen Ethik zu geben vermag,
wird ihr eine gewisse Beachtung auf alle Fälle sichern.
Umgekehrt aber beginnt jetzt die revolutionirende Arbeit
des Spiritualismus an der breitesten Grundlage unserer
kosmo-psychologischen Vorstellungswelt, und er würde durch
ein Bündniss mit der menschenverbrtidernden Theosophie
nur diesen seinen Kampfcharakter einbüssen, ohne etwas
Werthvolles dafür einzutauschen. Diese Schwächung des
Spiritualismus aber wäre nur ein Danaergeschenk, auf welches
man die prophetischen Worte des Laokoon anwenden könnte:
„Timeo Danaos et dona ferentes!"
III. Abtheilung.
Tagesneuigkeiten, Notizen u. dergl.
Die „Wissenschaftliche Zeitschrift für Xenologie" enthält
in ihrer Doppel-Nummer 5 und 6 einen sehr heftigen
Angriff des Herausgebers, Herrn Dr. med. Ferd. Maack in
Hamburg, auf die „Psychischen Studien", veranlasst durch
den Umstand, dass demselben unser Januar-Heft, das einen
gegen ihn gerichteten Artikel des Herrn Dr. Richard Wedel
„Zur Abwehr'4 seiner (schon wegen des schlecht gewählten
Augenblicks) wenig pietätvollen Kritik du Prel's enthielt,
weder vom Autor, noch vom Redakteur, noch vom Verleger
zugesandt worden sein soll. Dr. Maack, dessen unbestreitbare
Verdienste um den Ausbau einer übersinnlichen Weltanschauung
wir jederzeit in den „Psych. Stud." (so erst
jüngst wieder im Juni-Heft, Fussnote auf S. 361) mit voller
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