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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene
des Seelenlebens gewidmet.
XXVII. Jahrg. Monat September 1900.
L Abtheilung.
Historisches und Experimentelles«
Aus dem Mutterlande des modernen Spiritismus.
Erlebnisse und kritische Randglossen
von Gr. Ii. Dankmar.*)
„Wir können es ja nicht lassen, dass wir nicht
reden sollten, was wir gesehen und gehöret haben."
(Apostelgeschichte IV, 20.)
In das Wesen der Dinge führen der Wege gar viele:
Philosophie und Religion sind die vornehmsten, doch nur
Wenige vermögen sie zu schreiten. Durch die analytische
Methode, wodurch unsere Begriffe verdeutlicht werden, und
durch die synthetische Methode, wodurch unser Wissen erweitert
wird, will der Philosoph aus der unendlichen Mannigfaltigkeit
der Dinge auf die Gründe alles Seins dringen,
bis er das Centrum alles Seins erreicht hat und Alles auf
die erste Idee zurückführen kann; und so läuft der Philosoph
, im Gredankenflug, quasi den Weg der Schöpfung zurück
. Die Religion aber will jenes grosse, unbekannte X
nicht errechnen, sondern in der selbstlosen Erkenntniss
des Betrachtens, im intuitiven Erschauen stösst sie mit
Blitzesschnelle auf das Centrum der Dinge, und sieht alsdann
im Körperlichen aller Dinge blos ein Symbolum des
geistigen Doppelgängers.
Da nun aber blos Wenigen diese zwei Wege beschreitbar
sind, so hat die ausgleichende Natur den Menschen die
*) Obige Studie wird unsern Lesern um so wertvoller erscheinen, als
sie das Ergebnis eines mehrmonatlichen Aufenthalts des hochverehrten Herrn
Verf. in Amerika ist, wobei demselben unser langjähriger Mitarbeiter, Herr
Hermann Handrick in Brooklyn, unserer Empfehlung Folge gebend, in freundlichster
Weise den Weg zum Studium des dortigen Mediumismus bahnte. —
D. Red.
P^yohisohe Studien. September 1900.
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