Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
27. Jahrgang.1900
Seite: 528
(PDF, 212 MB)
Bibliographische Information
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528 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 9. Heft. (September 1900.)

Dinge, sondern hinter den Erscheinungen steckt das
„Ding an sich". Den Stoff zur empirischen Anschauung
geben die Gegenstände als Dinge an sich, aber sie sind
nicht selbst der Stoff der Anschauung. Die Dinge
haben also eine reale Existenz an sich, von
welchen Dingen das, was wir „Körper", „Gegenstand" nennen,
die Erscheinung ist.*) Praeter nos (ausser uns) ist Seiendes
vorhanden, mit welchem wir in ständiger Wechselwirkung
Btehen, von dem wir — soweit unsere Sinnesorgane
dazu eingerichtet sind — Eindrücke empfangen. Als
Facit können wir also sagen, dass das Urtheil über den
Werth von Vorstellungen von der Einsicht in den Ursprung
dieser Vorstellungen abhängt. In diesem Sinne ist seit
Kant der erkenntnisstheoretische Standpunkt zum
massgebenden für die Philosophie überhaupt gemacht
worden: im Gegensatz zum Dogmatismus erhob sich
Kant über den empirischen Skeptizismus sowohl, als auch
den formalistischen Rationalismus, durch die wichtigste
seiner theoretischen Entdeckungen: dass es neben den logischen
auch erkenntnisstheoretische Formen der Verstandes-
thätigkeit giebt. — Wer aber diese Grundlehren dieses
kritischen Idealismus nicht kennt, oder wem sie nicht
einleuchten, der (mag er auch sonst noch so wacker und
ehrenhaft sein) thut besser, Holz zu spalten, als sich mit
philosophischen oder psychologischen Dingen zu beschäftigen
. —

Warum ich das hier schreibe? Weil von all diesen
Einsichten im jetzigen amerikanischen Spiritismus
— soweit ich ihn kenne, aus persönlicher
Anschauung und aus Schriften darüber, — nicht das
Geringste zu merken ist! Und nicht nur, dass man da
von den tiefen, erkenntnisstheoretischen Problemen keine
Ahnung hat, auch die moderne Psychologie ist dort drüben
etwas völlig Unbekanntes. Dass Herbart die moderne

Toriänder ist ein Schüler des Professors Hermann Cohen (Marburg) und wandelt
ganz in dessen Fusstapfen. (Siehe auch Vorländer's: „Kant und der Sozialismus
", ursprünglich in Vaihingens „Kantstudien", jetzt auch im Separatabdruck
erschienen. Ganz ausserordentlich lesenswerth und lehrreich! Ich werde
demnächst in dieser Zeitschrift über das Verhältniss einzelner hervorragender
okkultistischer Schriftsteller zum Sozialismus, dieser übermächtigen Kulturbewegung
, Etwas bringen.)

*) Man vergleiche dazu hauptsächlich den § 13 von J. Kaufs: „Pro-
legomena zu jeder künftigen Metaphysik" (Edit. K. Schutz) Anmerkung
I, II, III zu § 13; p. 64-73. Gerade in diesen Stellen verwahrt sich Kant
dagegen, subjectiver Idealist (ä la Berkeley) zu sein, und behauptet die
reale Existenz der Dinge an sich, aber aUerdings nicht in der Form, in
der sie uns erscheinen.


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