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540 Psychische Studien. XXVII. Jahrg. 9. Heft* (September 1900).
auf die andere Seite der Karte. Dann wurde der Faden
Sambor um den Hals gelegt; wir reichten uns die Hände
bei Kerzenlicht, und als er nach einiger Zeit bat, es auszulöschen
, begannen verschiedene Phänomene, deren ich mich
in Bezug auf diese Soiree nicht speziell erinnere; als aber
das Zimmer zum zweiten Male erhellt wurde, fand sich der
Faden am Halse Sambor 's intakt. Er wünschte sodann, dass
dieser um meinen Hals gelegt würde. Es geschah und das
Licht wurde ausgelöscht, Sambor verlangte mit Nachdruck,
dass wir einen „gemeinsamen Wunsch14 aussprächen. Wir
wünschten einstimmig, „dass sich ein Kioten bilde", und
ich fühlte alsbald, dass sich etwas mit mir zu schaffen
machte; man stiess mich in den Rücken, an die Hand, an
den Kopf, man spielte mit meiner Uhrkette und darauf
begann irgend eine unbekannte Kraft an dem Bindfaden
zu ziehen. Dies dauerte ziemlich lange und während dieser
Zeit konnte ich mich ganz genau überzeugen, dass weder meine
Nachbarn, noch Sambor etwas mit diesen Berührungen zu
thun hatten. Zu gleicher Zeit liess sich zwischen Sambor
und X die leise sprechende Stimme eines Kindes ziemlich lange
hören, obgleich man die Worte nicht immer verstehen konnte.
Sambor war unruhig und rief immer; „ein gemeinsamer
Wunsch" f — was uns betrifft, fuhren wir fort zu wünschen,
„dass sich ein Knoten bilde/' Sodann liess sich eine sehr
deutliche leise Kinderstimme hören, welche sagte: „Ich habe
ihn schon gebunden." Wir machten Licht und es zeigte
sich, dass ein Knoten in den an meinem Halse hängenden
Faden geknüpft war. Ein solcher Knoten konnte nur gebunden
werden, wenn man die Siegel gelöst und die Enden
des Fadens freigemacht hätte. Doch die Karte mit unseren
Unterschriften, die Fäden und die Siegel waren dieselben,
wie vor Beginn der Sitzung geblieben; wenn diese Vorrichtung
aufbewahrt und an Herrn Äksakow selbst zur Prüfung gesandt
worden wäre, wie man dies vorher beschlossen hatte,
so wäre sie nicht verloren gegangen und hätte viel überzeugender
gewirkt. (Dr. B. macht weiter auf das räthselhafte
Verschwinden des Knotens und des Fadens aufmerksam und
schliesst daraus, dass in Anbetracht dieses letzteren Um-
Standes die Thatsache der Erscheinung des Knotens, „wenn
man sich einzig auf unsere Sitzung stützt, nicht als absolut
bewiesen angesehen werden könne.")
Die Sache ist die, — ein Umstand, der nur bedauert
werden kann; — fraglicher Faden ist, nachdem man ihn:
Herrn Pribiikow überantwortet hatte, einige Tage später von
Sambor vernichtet worden. Herr Pribitkow schreibt mir, dass
das Medium mehrere Male eine lebhafte Entrüstung darüber
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